Boeing-Konkurrent Airbus will angeblich Werk in USA bauen

New York/Toulouse · Der europäische Flugzeughersteller Airbus plant offenbar ein Werk im US-Staat Alabama, um dem Konkurrenten Boeing in dessen Heimatland machtvoller begegnen zu können. Wie die Nachrichtenagentur AP aus mit den Plänen vertrauten Kreisen erfuhr, sollen in der Stadt Mobile künftig Maschinen vom Typ A320 produziert werden.

Der ganze Luxus des A380
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Ein Airbus-Sprecher am Firmensitz Toulouse in Frankreich erklärte am Donnerstag dazu, es gebe "noch keine endgültige Entscheidung". Er machte aber klar, es sei Ziel von Airbus, den "globalen Fußabdruck" zu vergrößern.

Bisher baut Airbus das Erfolgsmodell A320 in Toulouse, Hamburg und einem kleinen Werk in China. Hamburg ist mit 23 Stück pro Monat das Leitwerk des Modells, vor Toulouse mit 15 und Tianjin in China mit 3. Airbus rechnet mit einem massiven Wachstum in diesem kleinen Flugzeugsegment mit 100 bis 200 Passagieren.

Bei den Flugzeugen der A320-Größe hat Airbus weltweit einen Anteil von 50 Prozent. In den USA liegt der Anteil bei 20 Prozent, denn der örtliche Konkurrent Boeing hat den Markt mit seinem Erfolgsmodell 737 fest im Griff.

Die Zeitung "New York Times" berichtete unter Berufung auf anonyme Quellen, eine offizielle Ankündigung könne bereits am Montag erfolgen. Firmensprecher Stefan Schaffrath sagte, ihm sei kein Termin für Montag bekannt. Ein Abgeordneter des Staats Alabama, der anonym bleiben wollte, sagte, er sei von den Behörden für Montag zu einem Termin geladen worden, bei dem es um die Ankündigung eines Industrieprojekts im Zusammenhang mit einer Fluggesellschaft gehe.

Das Unternehmen hatte wiederholt angekündigt, expandieren zu wollen und dafür einen Standort im Süden der USA zu favorisieren. Zurzeit gehen mehr Aufträge für neuen Flugzeuge ein, als Airbus herstellen kann, deshalb wächst der Auftragsstau.

Ende von Wechselkursschwankungen

Für Airbus wäre es das erste derartige Werk in den USA - und damit im Heimatmarkt des größten Konkurrenten Boeing. Der A320 wird unter anderem von den amerikanischen Fluggesellschaften Delta und US Airways genutzt.

Mit einem US-Werk könnten die Europäer in einem der größten Flugzeugmärkte der Welt besser angreifen: Airbus würde sich freimachen von Wechselkursschwankungen. Zudem gelten US-Konsumenten als patriotisch eingestellt, was etwa beim Autokauf eine Rolle spielt. Mit Flugzeugen aus US-Produktion könnte Airbus seinen Kunden, den Fluglinien, ein derartiges Argument liefern. Die Produktionskosten in Alabama wären voraussichtlich auch niedriger als in Hamburg und Toulouse.

Airbus unterhält in Mobile bereits eine Zulieferfabrik und ein Technikzentrum. Außerdem sollte in Mobile die Produktion der Tankflugzeuge angesiedelt werden, die Airbus an die US-Streitkräfte verkaufen wollte. Der Auftrag ging aber an Boeing.

(APD)
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