Fluggesellschaft Air Berlin sucht Heil in Langstreckenflügen

Berlin · Air Berlin peilt mit Langstreckenflügen, Kostensenkungen und dem Fokus auf Firmenkunden die Wende an. Die Fluggesellschaft will in den nächsten zwölf bis 18 Monaten profitabel werden. "2016 wird der Turningpoint sein", sagte Konzernchef Stefan Pichler bei der Vorlage der neuen Strategie in Berlin.

 Air Berlin will den Turningpoint.

Air Berlin will den Turningpoint.

Foto: dpa, Soeren Stache

"Das alles ist aber nicht ein Zaubertrick, wo du ein Kaninchen aus dem Zylinder zauberst." Das könne man nicht von heute auf morgen umsetzen.
"Das ist ein längerer Weg." Pichler setzt zudem darauf, dass das angeschlagene Unternehmen seine umstrittenen Gemeinschaftsflüge mit dem Großeigner Etihad trotz anderer Signale aus dem Bundesverkehrsministerium fortsetzen kann.

Die nach der Lufthansa zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft steckt seit längerem in der Krise - auch mehrere Sanierungsrunden und Chefwechsel brachten kaum Erfolg.

In den vergangenen sieben Jahren flog Air Berlin nur einmal einen Konzernüberschuss ein. Der seit Februar amtierende Pichler räumte ein, zuletzt habe Air Berlin den Spagat versucht, mit Billig-Anbietern zu konkurrieren und gleichzeitig auch mit sogenannten Netzwerk-Airlines wie der Lufthansa. "Wir sind jetzt auf einem konsequenten Weg, diese Grundproblematik zu lösen." Dies soll durch den Ausbau von profitablen Langstreckenflügen vor allem in die USA gelingen. Zudem wolle man nicht im direkten Konkurrenzkampf stehen mit Billig-Fluglinien wie Ryanair und Easyjet.

Air Berlin will seine Drehkreuze Düsseldorf und Berlin ausbauen, das Flugangebot zu seinem touristischen Kernmarkt Mallorca erhöhen und die Zusammenarbeit mit Alitalia und dem arabischen Partner Etihad verstärken. "Wir wollen unseren Marktanteil im Firmenkundengeschäft in den kommenden drei Jahren verdoppeln", kündigte Pichler an. Auf der Kostenseite plant er Entlastungen durch die Abbau von Stellen vor allem in der Verwaltung. Unklar sei, wie viele der insgesamt 9000 Jobs wegfallen. Zudem sollen einige Strecken weniger häufig geflogen werden.
Das Bundesverkehrsministerium hatte die Gemeinschaftsflüge mit Etihad nur bis zum 15. Januar 2016 genehmigt.

Erst am Dienstag hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt bekräftigt, es werde keine weitere Verlängerung geben. Pichler erwartet eine juristische Klärung dazu noch dieses Jahr, zudem hofft er auf eine politische Lösung. "Wir werden diese Codeshares kriegen." Pichler wich aber der Frage aus, was passiert, wenn es anders kommt. Bei den Gemeinschaftsflügen erhalten Air-Berlin-Verbindungen eine Etihad-Flugnummer. Air Berlin erhöht so die Auslastung der Flugzeuge und Etihad kann mehr Ziele anbieten.
Etihad hält die Fluggesellschaft seit dem Einstieg 2011 mit Finanzspritzen über Wasser. Air Berlin verfügt nach den jahrelangen Verlusten über kein Eigenkapitalpolster mehr.

Pichler betonte dazu: "Wir haben ein klares Finanzierungskonzept für die Zukunft. Unsere Finanzierung ist gesichert." Mit der Neuausrichtung soll sich das operative Ergebnis bis Ende 2018 um 310 Millionen Euro verbessern. Nach den ersten neun Monaten des laufenden Jahres lag der Betriebsverlust (Ebit) bei gut 94 Millionen Euro - trotz eines Gewinns von gut 81 Millionen Euro im für Airlines wichtigen dritten Quartal. Fluggesellschaften fliegen in der Regel einen Großteil ihrer Erträge in der Hauptreisezeit im Sommer ein.

(REU)
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