Klamme Fluggesellschaft Air Berlin lockt mit hohen Zinsen

(RP). Die mit über 600 Millionen Euro hoch verschuldete Air Berlin wird zu einem interessanten Spekulationsobjekt: Gerade weil es Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft seit längerem schlechtgeht, muss sie jetzt 11,5 Prozent Zinsen auf eine neue Anleihe zahlen, die noch bis morgen gezeichnet werden kann.

 Air Berlin geht durch schwierige Zeiten.

Air Berlin geht durch schwierige Zeiten.

Foto: AP, AP

Air Berlin will mit der vierten Anleihe in diesem Jahr im ersten Schritt 100 Millionen Euro einsammeln, wie das Unternehmen mitteilte. Insgesamt könnten es auch 150 Millionen Euro werden.

Noch mehr Zinsen als 11,5 Prozent erhalten Anleger gegenwärtig auf kaum einen deutschen Coupon. Damit muss das Unternehmen das vergleichsweise hohe Ausfall-Risiko bezahlen, das über dem Wertpapier schwebt. Denn auch die vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal, die Air Berlin in der Nacht zu gestern veröffentlichte, fielen enttäuschend aus.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um 44 Prozent auf 96,8 Millionen Euro, der Umsatz stieg — vor allem dank der Übernahme der österreichischen Fluglinie Niki — um elf Prozent auf 1,38 Milliarden Euro. Den vollständigen Zwischenbericht will Air Berlin am 17. November vorlegen.

Seit Jahresbeginn hat die im SDAX gelistete Aktie knapp 30 Prozent verloren. Die Analysten der Commerzbank senkten das Kursziel für die Air-Berlin-Aktie gestern von 2,10 Euro auf 2,00 Euro. Die Analysten von Unicredit sind etwas optimistischer und sahen das Kursziel gestern unverändert bei 2,70 Euro, fürchten aber für das Gesamtjahres-Ergebnis einen neuen Negativrekord.

Das Papier ging gestern kaum verändert mit 2,63 Euro aus dem Handel. Für die letzte, im April begebene Anleihe musste Air Berlin noch 8,25 Prozent Zinsen bezahlen. Die neue Anleihe wird die Kapitalkosten des Unternehmens nach Expertenschätzungen voraussichtlich um über zehn Millionen Euro pro Jahr erhöhen.

Für den Gewinnrückgang machte der neue Konzernchef Hartmut Mehdorn die zu Jahresbeginn eingeführte Ticketsteuer sowie den anhaltend hohen Ölpreis verantwortlich. Mehdorn hatte bereits die Verkleinerung der Flotte von 170 auf 152 Flugzeuge sowie massive Strecken-Kürzungen im Flugplan angekündigt. Noch offen ist, ob und in welchem Umfang Mehdorn auch Mitarbeiter bei Air Berlin abbauen muss.

(RP)
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