Speditionsriese droht mit Abgang Ärger um Bahn-Einstieg bei Hamburger Hafenbetreiber

Berlin (rpo). Nach der Debatte um den Umzug von Berlin nach Hamburg, sorgt jetzt auch der geplante Einstieg der Deutschen Bahn beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA für Ärger. Der Speditionsriese Kühne + Nagel hat mit Abwanderung aus der Hansestadt gedroht, falls die Bahn den Zuschlag für den Hafenbetreiber HHLA bekommt.

In diesem Fall werde der Konzern seine Container nach Rotterdam oder Bremerhaven umleiten, sagte K+N-Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne der Tageszeitung "Die Welt". Zwar sei es egal, wo die Bahn ihren Hauptsitz habe. "Aber der Verkauf der HHLA an die Bahn wäre für uns ein schwerer Schlag. Wir würden uns dann von Hamburg abwenden." Ein wichtiger Hafen wie Hamburg müsse neutral bleiben.

Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, sich an der HHLA und der Hamburger Hochbahn zu beteiligen. Außerdem erwägt das Staatsunternehmen die Verlegung der Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg. Dies stößt auf Widerstand in der Bundesregierung. K+N konkurriert auf dem internationalen Frachtmarkt mit der Bahn-Tochter Schenker.

Regierung will an Mehdorn festhalten

Derweil denkt die schwarz-rote Bundesregierung als Anteilseigner der Bahn angeblich nicht daran, Vorstandschef Hartmut Mehdorn wegen des Streits um die Verlagerung der Bahn-Zentrale von der Spitze des Bahn-Vorstandes zu verdrängen. "Ein angestrebter zeitlich ehrgeiziger Börsengang des Unternehmens lässt sich nur verwirklichen, wenn Mehdorn als Vorstandsvorsitzender am Ball bleibt", zitiert die "Leipziger Volkszeitung" ein nicht näher bemanntes Regierungsmitglied.

Zugleich werde auch aus Koalitionskreisen weiter heftige Kritik an Mehdorn wegen dessen jüngsten Informations- und Management-Praktiken geübt. SPD-Verkehrsexperte Rainer Fornahl sagte der Zeitung: "Herr Mehdorn hat als Vorstandsvorsitzender nur noch einen Fehlschuss frei." Darüber seien sich die Parlamentarier "quer durch die Parteien einig". Das Verhalten Mehdorns gegenüber den Vertretern des Anteilseigners, also dem Bund, sei bisweilen "menschlich wenig kompatibel".

Fornahl forderte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und die Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat auf, Mehdorn klare Grenzen "bei seinem eigenwilligen Führungsstil" aufzuzeigen. Die Bahn habe sich zwar mit Mehdorn zum europäischen Global Player in der Verkehrs- und Logistikbranche entwickelt. Dabei drohe aber der Infrastrukturauftrag der Bahn im eigenen Land vernachlässigt zu werden.

(ap)
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