Deutsche-Bank-Chef als Zeuge geladen Ackermann bestreitet Mitschuld an Beinahe-Pleite der IKB

Düsseldorf (RPO). Die Beinahe-Pleite der IKB hat sich für die Deutsche Bank schon frühzeitig abgezeichnet. Vorstandschef Josef Ackermann wies am Mittwoch eine Schuld seines Instituts an der Schieflage der IKB zurück: "Wir haben die Linien nur gekappt, weil die Schieflage schon eingetreten war", sagte er als Zeuge im Prozess gegen den ehemaligen IKB-Chef Stefan Ortseifen am Mittwoch vor dem Düsseldorfer Landgericht.

 Der Angeklagte Stefan Ortseifen hatte Ackermann (

Der Angeklagte Stefan Ortseifen hatte Ackermann (

Foto: ddp, ddp

"Die IKB war in einer ganz massiven Schieflage." Ortseifen hatte die Deutsche Bank in dem Verfahren als Auslöser der Krise bezeichnet. Der damals amtierende IKB-Chef hatte noch am 20. Juli 2007 in einer Mitteilung erklärt, sie sei von der US-Immobilienkrise nur in geringem Umfang betroffen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm deshalb Börsenkursmanipulation vor.

Sie geht davon aus, dass er Anleger damit wissentlich getäuscht hat, da er bereits um die prekäre Lage des Geldhauses gewusst haben müsse. Eine Woche nach der Erklärung stand die IKB vor dem Abgrund. Ortseifen hatte den Vorwurf zurückgewiesen. Er habe selbst nicht wissen können, in welch prekäre Lage die IKB noch kommen würde.

Ortseifen weist Vorwürfe zurück

Ackermann sagte dagegen, die Probleme der IKB hätten sich an den Derivatemärkten zwei Tage vor Ortseifens beschwichtigender Mitteilung bereits abgezeichnet. "Am 20. Juli hatten wir keine Veranlassung, aber genügend Anlass, uns genau zu erkundigen, ob unsere Vermutung bezüglich der Schieflage sich als richtig erweist", sagte Ackermann aus. Doch die IKB sei über Tage hinweg ausgewichen und habe keine Informationen gegeben. Deshalb sei die Deutsche Bank zu dem Schluss gekommen: "Hier scheint doch etwas falsch zu sein", sagte der Chef des größten deutschen Geldhauses.

Ortseifen hatte der Deutschen Bank zum Auftakt des Prozesses vorgeworfen, sie habe ihre Handelslinien für die IKB am 27. Juli geschlossen, damit aus Sicht des Marktes für ein "Fanal" gesorgt und dem Geldhaus einen "unermesslichen Reputationsschaden" zugefügt. Er ist der erste Bankmanager in Deutschland, der sich vor dem Hintergrund der Finanzkrise vor Gericht verantworten muss. Sein Verteidiger relativierte die Vorwürfe an die Adresse der Deutschen Bank am Mittwoch.

Die IKB hatte bei der Deutschen Bank eine Handelslinie von 76 Millionen Euro und eine weitere Linie über 500 Millionen Euro für eine Zweckgesellschaft. Dort hatte sie Papiere angehäuft, die ihr auch die Deutsche Bank verkauft hatte. Die US-Hypothekenpapiere verloren mit Beginn der Finanzkrise massiv an Wert. Nur weil die Staatsbank KfW als damalige Großaktionärin, die Bundesregierung und andere Banken ihr unter die Arme griffen, überlebte die IKB. Ihre Rettung kostete mehr als zehn Milliarden Euro, der Großteil davon kam vom Steuerzahler.

Das Gericht hatte schon vor Ackermanns Aussage klar gemacht, dass Ortseifen ein Schuldspruch wegen Kursmanipulation droht. Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb beantragt, den Prozess auf diesen Vorwurf zu konzentrieren und den Vorwurf der Untreue im Zusammenhang mit teuren Renovierungen in Ortseifens Haus fallen zu lassen. Ortseifens Verteidiger lehnten dies am Mittwoch ab. Die Vorwürfe gegen ihn hätten sich als haltlos erwiesen. "Herr Ortseifen ist freizusprechen", forderten sie die Kammer auf.

Ackermann hatte sich bei Richterin Brigitte Koppenhöfer als Zeuge vorstellen müssen: "Josef Ackermann, geboren am 7. Februar 1948, 62 Jahre alt, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank." Für ihn ruft der Auftritt Erinnerungen an den Mannesmann-Prozess hervor, der ebenfalls vor dem Düsseldorfer Landgericht verhandelt wurde. Über den Angeklagten Ackermann richtete damals bereits Koppenhöfer. In dem Untreueprozess um Bonuszahlungen, die Ackermann und andere Aufsichtsräte Mannesmann-Managern bei der Übernahme durch Vodafone genehmigt hatten, wurden die Beschuldigten zur Zahlung von 5,8 Millionen Euro verpflichtet. Auf den Deutsche-Bank-Chef entfiel der Löwenanteil: 3,2 Millionen Euro.

(Reuters/felt)
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