Aufsichtsratschef der Deutschen Bank Achleitner: Libor-Skandal eine "Katastrophe"
Düsseldorf · Die Affäre um Manipulationen am Libor-Zins hat aus Sicht des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank, Paul Achleitner, gravierende Folgen für die internationale Bankenbranche.
"Ich betrachte die Auswirkungen als eine Katastrophe für die Bankenindustrie. Selbst wenn noch offen ist, ob es tatsächlich eine Zinsmanipulation gegeben hat", sagte Achleitner dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Es sei zumindest belegbar, dass Versuche zu Manipulationen am Libor-Satz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, gestartet worden sein. "Ob es gelungen ist, hat noch keiner beweisen. Aber es ist katastrophal für die Industrie schon von der Reputationswirkung her", erklärte Achleitner.
Bei der Deutschen Bank seien mehr als 100 Mitarbeiter mit der Durchsicht von 50 Millionen E-Mails im Zusammenhang mit den Libor-Ermittlungen befasst. "Wir nehmen das Thema Libor sehr ernst", sagte Achleitner. Offen sei, wann die Affäre aufgeklärt sein wird.
"Bis die zuständigen Behörden und die Banken dieses Thema vollständig aufgearbeitet haben, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen", erklärte er.
Die Deutsche Bank steht wie mehrere internationale Banken im Fokus des Skandals um die Manipulation des wichtigen Interbankzinssatzes. Auslöser der Affäre war die aufgeflogene Beeinflussung des Libor durch Beschäftigte der britischen Großbank Barclays. Barclays hatte sich dafür mit den Behörden in Großbritannien und den USA auf Zahlung einer Strafe von 290 Millionen Pfund (rund 365 Millionen Euro) geeinigt.