Der Absturz des Immobilien-Königs Benko hält den Staat zum Narren

Meinung · Der Tiroler Unternehmer galt als „Wunderwuzzi“: Bund und Städte wie Düsseldorf, aber auch die RAG-Stiftung erlagen seinen Verlockungen. Nun ist die Krise da. Der Staat darf seinem schlecht gewordenen Geld kein gutes hinterher werfen.

 René Benko stieg zum Warenhaus- und Immobilienkönig auf.

René Benko stieg zum Warenhaus- und Immobilienkönig auf.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Vielen galt René Benko als Erfolgsunternehmer: Der Mann ohne Schulabschluss fing mit dem Ausbau von Dachböden an und stieg zu Deutschlands Warenhauskönig auf. Im Sprücheklopfen war er ebenso groß wie beim Umgarnen von Investoren. Benko machte der deutschen Politik weis, er könne das Warenhaus trotz übermächtiger Online-Konkurrenz in eine goldene Zukunft führen und ihre Innenstädte durch große Bauprojekte gleich mit veredeln.

Er fusionierte nach mehreren Anläufen Karstadt und Galeria Kaufhof – und konnte es doch nicht besser: Schon zweimal meldete seine Warenhauskette Insolvenz an. Die Corona-Krise war ein willkommener Vorwand, um sich mit Steuergeld Luft zu verschaffen. Sein Imperium kassierte Hunderte Millionen an Staatshilfe, brachte Gläubiger um ihr Geld und ließ sich die Lohnkosten von den Arbeitsagenturen bezahlen. Vom „Wunderwuzzi“, wie Österreicher schillernde Unternehmer nennen, bleibt nicht viel. Wann begreift die Politik endlich, dass sie marode Geschäftsmodelle nicht künstlich am Leben erhalten kann?

Auch Düsseldorf und Hamburg erlagen Benkos Verlockungen und vertrauten seiner Signa-Gruppe die Gestaltung von Filetstücken in ihren Innenstädten an. Doch nicht nur sein Warenhaus-Konzept steht auf tönernen Füßen, sein Finanzierungsmodell womöglich auch. Man wünscht den Städten, dass die Arbeiten rasch weitergehen. Doch womöglich hat Benko nur Luftschlösser geplant, und Politiker fielen darauf rein.

Dazu passt, dass auch die RAG-Stiftung einen Teil ihres Vermögens, aus dem die Ewigkeitslasten des Bergbaus bezahlt werden müssen, dem Jongleur aus Tirol anvertraute. Benko hat sie alle genarrt. Nun sind die Zinsen gestiegen und die Investoren vorsichtiger, was die gesamte Branche unter Druck setzt. Nun ist die Vertrauenskrise da. Der Staat ist gut beraten, jetzt kein gutes Steuergeld seinem bei Signa schlecht gewordenen Geld hinterzuwerfen

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