Dieselmotoren Abgasmanipulationen - Mercedes bekommt Frist eingeräumt

Berlin · Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montag eine Frist von 14 Tagen eingeräumt. Dann sollen die Vorwürfe möglicher Abgasmanipulationen an Dieselfahrzeugen der Marke Mercedes geklärt sein.

 Ein Mercedes-Stern vor dem Werk in Sindelfingen.

Ein Mercedes-Stern vor dem Werk in Sindelfingen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Daimler soll auf Geheiß von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer schnell Klarheit über das Ausmaß von bei Mercedes eingesetzer Dieselschummelsoftware schaffen. Der Autobauer und die Behörden wollten in einem vertieften Austausch über die hochkomplexen
technischen Fragen ermitteln, wie viele Modelle genau betroffen
seien, erklärte Scheuer nach einem Gespräch mit Daimler-Chef
Dieter Zetsche am Montag in Berlin.

Bei einem weiteren Treffen in 14 Tagen sollten die Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Scheuer hatte den Daimler-Chef zu sich beordert, weil das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vorige Woche einen Rückruf vom Mercedes-Van Vito wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung angeordnet hat. Das KBA prüft noch weitere verdächtige Mercedes-Modelle. Nach Medienberichten
könnten auch die C-Klasse und SUVs der G-Baureihe betroffen
sein.

Daimler ist zum Rückruf bereit, bestreitet aber, dass es
sich um eine rechtlich nicht zulässige Funktion handelt. "Es war
ein gutes Gespräch, wie sehen uns in 14 Tagen wieder", sagte
Zetsche beim Verlassen des Ministeriums.

Das KBA hatte erklärt, durch die Abschalteinrichtung komme
es zu erhöhten Stickoxid-Emissionen. Mercedes soll deshalb
weltweit gut 4900 Vito-Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6 in die
Werkstätten holen und diese Funktion entfernen.

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Das KBA habe Mercedes eine Frist bis 15. Juni gesetzt, um eine technische
Lösung dazu vorzulegen. Zudem laufe ein Verfahren, mit dem die
Typgenehmigung für die Europäische Union nachträglich geändert
werden müsse, teilte Scheuer weiter mit.

Illegale Abschalteinrichtungen hatten den Dieselskandal bei
Volkswagen im September 2015 ausgelöst. Bei VW, Audi und Porsche
wurden solche "Defeat Devices" eingesetzt, um die Vorschriften
für Stickoxid in den USA auf dem Prüfstand zu erfüllen. Durch
die Abschalteinrichtung arbeitet die Abgasreinigung nur auf dem
Prüfstand der Behörden, nicht aber im Straßenverkehr. Zetsche
hatte kurz nach Auffliegen des Dieselskandals bei VW betont, bei
Mercedes gebe es kein "Defeat Device" zur Manipulation der
Abgasreinigung.

(csr/Reuters)
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