2,5 Millionen Haushalte in NRW betroffen 90 Gasversorger erhöhen Preise

Düsseldorf (RP). Von den teilweise drastischen Preiserhöhungen sind in NRW 2,5 Millionen Haushalte betroffen. Ihnen empfehlen Verbraucherschützer die Überprüfung der aktuellen Verträge und einen Vergleich anderer Angebote.

Bis September wollen 90 Gasversorger ihre Preise erhöhen, teilen die Verbraucherportale Verivox und Check 24 mit. Für die Verbraucher in NRW bedeutet das Preissteigerungen von bis zu 16 Prozent – bei einem Vier-Personen-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden (kWh) entspricht das einer Mehrbelastung von 190 Euro.

Die Gasversorger begründen ihre Entscheidung nach Angaben von Verivox mit dem stark gestiegenen Erdölpreis, an den der Gaspreis bei vielen Versorgern gebunden ist. In der Regel passt sich die Gaspreisentwicklung mit einer halbjährigen Verzögerung an den Ölpreis an – der derzeitige Preissturz beim Ölpreis wirkt sich daher frühestens im Winter auf den Gaspreis aus.

Die Preiserhöhungen muss kein Gaskunde hinnehmen, klärt die Verbraucherzentrale NRW auf. Denn bei einem Preisanstieg des Versorgers haben Gaskunden stets ein Sonderkündigungsrecht. Um herauszufinden, ob ein Tarifwechsel beim eigenen Versorger oder ein Anbieterwechsel lukrativ ist, sollten Verbraucher Angebote vergleichen und dabei nicht auf vermeintliche Schnäppchen reinfallen.

Seinen verbrauch kennen Um Vergleiche einholen zu können, muss man seinen Jahresverbrauch kennen. Wer noch keine Gasrechnung hat, kann einen Durchschnittswert nehmen: Für einen Ein-Personen-Haushalt sollten 2500 bis 5000 kWh eingerechnet werden.

Tarife vergleichen Wer Angebote vergleichen will, erhält im Internet Hilfe. Unabhängige Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 ermitteln den günstigsten Tarif. Neben dem Jahresverbrauch muss auch die eigene Postleitzahl angegeben werden, weil die Gaspreise regional unterschiedlich sind. So ist das Gas in Baden-Württemberg deutlich teuerer als in NRW. "Das liegt daran, dass in dicht bevölkerten Regionen wie NRW die Nutzungsgebühren pro Haushalt für das Gasnetz geringer sind", teilt Verivox mit.

Die Bonus-Falle Beim Vergleichen ist Vorsicht geboten. "Einige Anbieter bieten Neukunden einen Tarif mit einmaligem Bonus oder eine gewisse Menge an Frei-kWh", sagt Verbraucherschschützer Fabian Fehrenbach. Der Gesamt-Gaspreis sei in diesen Fällen oft niedriger als bei anderen Anbietern, sagt Fehrenbach. "Doch tatsächlich ist es oft nur ein geschönter Preis, ein Tarif, um Neukunden zu gewinnen und sie durch lange Vertragslaufzeiten oder Festpreise an sich zu binden", warnt Fehrenbach. Denn nach Ablauf des Jahres zahlt der Kunde den Gaspreis ohne diese Vergünstigungen und der ist laut Fehrenbach deutlich höher als bei anderen Anbietern und "wegen langer Vertragslaufzeiten kann der Kunde auch nicht wechseln."

Auf FlexibiliTät achten Verbraucherschützer empfehlen Verträge von nicht mehr als einem Jahr, weil dann gegebenenfalls schnell gewechselt werden kann. "Zudem sind die Gasversorger mehr um günstige Angebote bemüht, damit der Kunde nicht geht", sagt Fehrenbach. Bei Versorgern mit Festpreis sei dies nicht der Fall.

Kündigen Wer den Versorger wechsel will, sollte zuvor den neuen Versorger anrufen, rät die Verbraucherzentrale NRW. Denn der Tarif, den etwa Online-Vergleichsportale als besonders günstig ausweisen, könnte bis zum tatsächlichen Vertragsbeginn hinfällig sein. "Kunden sollten sich vor Vertragsabschluss eine Preisgarantie ausstellen lass", sagt Fehrenbach.Um den Gasversorger zu wechseln, müssen sich Verbraucher lediglich bei ihrem neuen Gasversorger anmelden. Dieser kümmert sich dann um die Abwicklung der Kündigung. Die Sorge, bei einem Wechsel plötzlich ohne Gas dazustehen, ist übrigens unbegründet. Eine Grundversorgung sei per Gesetz garantiert.

(RP)
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