Bochum 18.000 kamen zum Solidaritätsfest für Opel

Bochum · Tausende Menschen haben am Sonntag mit einem Solidaritätsfest ein Zeichen für den Erhalt des Bochumer Opel-Werks gesetzt. "Solidarität ist unser Zaubertrank und heute trinken wir eine ganze Menge davon", sagte Betriebsratschef Rainer Einenkel.

2012: Opel-Werk in Bochum wird 50 Jahre alt
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Der Andrang in der Bochumer Innenstadt sei eine klare Botschaft an den amerikanischen Mutterkonzern General Motors, dass man das Werk in Bochum nicht einfach abwickeln könne. Nach Veranstalterangaben waren im Tagesverlauf rund 18.000 Menschen der Einladung von IG Metall, Betriebsrat, Stadt Bochum und Bochumer Schauspielhaus gefolgt.

Als "völlig unakzeptabel" kritisierte Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) die Informationspolitik der Opel-Führung in der Vergangenheit. "So kann man nicht mit den eigenen Beschäftigten umgehen, so kann man nicht mit der gesamten Region umgehen." Sie erneuerte ihre Forderung nach verbindlichen Planungen statt neuer Ungewissheiten und Absichtserklärungen.

Auf einer Bühne vor dem Rathaus und einer langen "Straße der Solidarität", wo sich Verbände, Vereine, Gewerkschaft und Parteien gegen einen Stellenabbau beim Autobauer starkmachten, herrschte Volksfeststimmung. Zahlreiche Künstler, Schauspieler und Musiker beteiligten sich an der Veranstaltung.

Neumann will Händler einbinden

Der neue Chef des kriselnden Autobauers, Karl-Thomas Neumann, baut bei der Sanierung der Traditionsmarke auch auf die Unterstützung der Händler. "Ich möchte dafür sorgen, dass wieder unsere Autos im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Denn unser Modell-Portfolio ist so stark wie nie zuvor", schreibt der seit Freitag amtierende Opel-Chef in einem Brief an die Händler.

Aus seiner Zeit bei Volkswagen wisse er, "welche Bedeutung der Handel für den Erfolg eines Automobilunternehmens spielt", heißt es dem Schreiben, über das die "Automobilwoche" am Sonntag berichtete und das auch der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt vorliegt. "Ich lege daher größten Wert auf die Themen Markenführung, Kundenerlebnis, Kundenzufriedenheit und -bindung, auf eine gute Marktabdeckung und -bearbeitung. Hand in Hand werden wir daran arbeiten."

Die Diskussion über die Zukunft des Bochumer Opel-Werkes hält unterdessen auch nach der Grundsatzeinigung vom Donnerstag an. Am Sonntag versammelten sich 7000 Menschen in Bochum zu einem Solidaritätsfest. "Es geht nicht nur um die Zukunft des Werkes und der Marke Opel. Daran hängt auch die Zukunft einer ganzen Region", sagte der örtliche Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel.

Betriebsrat, IG Metall und die Stadtspitzen unterstrichen ihre Forderung nach Sicherheiten für alle Beschäftigten und konkreten Perspektiven für das Werk. Die Autoproduktion soll 2016 in Bochum auslaufen. Das Management will aber 1200 der mehr als 3000 Jobs dort erhalten, unter anderem in der Komponentenfertigung und im Warenverteilzentrum. Darauf hatten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter nach monatelangen Verhandlungen geeinigt.

Opel steckt seit Jahren in der Krise, der Markt ist schwach, der Absatz bröckelt. Die US-Konzernmutter General Motors (GM) erwartet von Opel bis spätestens 2016 eine Rückkehr in die Gewinnzone. Der neue Vorstandschef Neumann sucht dabei kommunikativ neue Wege: Auch über Facebook und YouTube ging der 51-Jährige kurz nach Amtsantritt an die Öffentlichkeit.

(dpa/felt)
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