Streik in kommunalen Krankenhäusern 15.000 Ärzte im Ausstand

Frankfurt (RPO). Die Ärzte an mehr als 200 kommunalen Krankenhäusern streiken seit Montag bundesweit. Rund 15.000 Mediziner beteiligten sich an dem Ausstand, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen, wie der Marburger Bund in München mitteilte. Alle Bundesländer außer Berlin und Hamburg sind von dem Streik betroffen. Schwerpunkt des Arbeitskampfs war am Montag Bayern.

An den bestreikten Krankenhäusern sei überall ein Notdienst sichergestellt, sagte eine Sprecherin des Marburger Bundes. Alle nicht aufschiebbaren Behandlungen würden ausgeführt. Stationen wie die Onkologie, Geburtsabteilungen, Intensivstation oder Notaufnahme seien nicht von dem Ausstand betroffen. Der Streik ist zunächst unbefristet. Man warte auf ein Signal der Arbeitgeber, sagte die Sprecherin. Der Streikplan sei bereits für eine Woche gemacht.

Die Ärztegewerkschaft warnte, es werde dennoch zu tagelangen Verzögerungen in den Behandlungsabläufen kommen und empfahl Patienten, sich nach Möglichkeit in Unikliniken, kirchlichen oder privaten Krankenhäusern behandeln zu lassen.

Rudolf Henke, der Bundesvorsitzende des Marburger Bundes, sagte: "Wir wollen heute nicht die Patienten bestreiken, wir wollen die Arbeitgeber bestreiken, denn die Arbeitgeber erkennen nicht, in welcher prekären Lage wir sind."

Fünf Prozent gefordert

Der Marburger Bund fordert für die Ärzte in den kommunalen Kliniken im Schnitt fünf Prozent mehr Geld und eine bessere Bezahlung von Bereitschaftsdiensten. Die Arbeitgeber haben 2,9 Prozent und Zuschläge für die Bezahlung von Bereitschaftsdiensten und Nachtarbeit angeboten. Henke sagte: "Es muss jetzt nicht sein, dass am Ende eine Fünf vor dem Komma stehen muss, damit wir uns einig werden." Es könne aber auch nicht sein, dass sich der Marburger Bund dem Diktat der kommunalen Arbeitgeber beuge.

Der Verhandlungsführer des Ärzteverbandes, Lutz Hammerschlag, kritisierte die Nachtzuschläge für Ärzte als zu niedrig. "Es kann nicht sein, dass ein Arzt nachts arbeitet und dafür pro Stunde einen Zeitzuschlag von nur 1,28 Euro pro Stunde bekommt. Das würde kein Handwerker mit sich machen lassen."

Städtetag warnt vor Folgen des Streiks

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, kritisierte den Streik als unnötig. "Ich appelliere an die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft. Der Tarifkonflikt darf nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch ist für alle gut, für die Patienten, die Beschäftigten und die kommunalen Krankenhäuser."

Der Marburger Bund empfahl Patienten, sich für nähere Informationen entweder an die Krankenhäuser oder an die Ärztekammern zu wenden. Auch die Ärztegewerkschaft bietet im Internet unter marburger-bund.de Informationen zu den einzelnen Krankenhäusern.

Zu einer Demonstration in München wurden am Montagnachmittag Uhr mehrere Tausend Ärzte aus ganz Deutschland erwartet; die Kundgebung war für 16 Uhr geplant.

(APN/felt)
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