Köln Unruhe bei Galeria Kaufhof

Köln · Angeblich wird über den Ausstieg aus der Tarifbindung nachgedacht, obwohl ein Vertrag das bis 2020 ausschließt. Der Eigentümer bekennt sich zum Tarif. Aber die Belegschaft ist trotzdem verunsichert.

Eineinhalb Jahre nach dem Verkauf an die kanadische Hudson's-Bay-Gruppe (HBC) herrscht beim Warenhauskonzern Galeria Kaufhof Unruhe. Es wird über einen möglichen Ausstieg aus der Tarifbindung spekuliert, über angebliche interne Streitigkeiten zwischen dem nordamerikanischen Eigentümer und der Kaufhof-Geschäftsführung und über Sparprogramme.

Dabei hatten sich im September 2015 die Beteiligten euphorisch gegeben. Von Investitionen in Höhe bis zu einer Milliarde Euro binnen fünf bis sieben Jahren war die Rede gewesen. Daran habe sich nichts geändert, sagte ein HBC-Sprecher gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Die Baumaßnahmen beispielsweise in Düsseldorf und Aachen liefen planmäßig, ergänzte er.

Einen großen Teil der Investitionen muss Galeria Kaufhof aus dem operativen Geschäft erwirtschaften; zudem reinvestiert HBC als Eigentümer der Immobilien die Mieten, die Galeria Kaufhof zahlt. Diese Mieten sind an Top-Standorten in Innenstadtlagen erhöht worden, an anderen gesenkt. Das Problem insgesamt: Die Geschäfte liefen bei Galeria Kaufhof zuletzt nicht so wie gewünscht. Im Weihnachtsgeschäft büßte Kaufhof sogar zwei Prozent Umsatz ein - ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft, das für viele wichtigster Bestandteil des gesamten Geschäfts im Einzelhandel ist. Ein Phänomen, das indes vielfach in der Branche zu beobachten war.

Jedenfalls soll es Diskussionen in der Kölner Zentrale gegeben haben, auch zwischen den Verantwortlichen von HBC und jenen von Galeria Kaufhof. Ob und wie sehr die über das Maß üblicher Strategiedebatten hinausgegangen sind, wird unterschiedlich beurteilt. Jedenfalls soll auch das Wort Sparprogramm gefallen sein, und das hat bei manchem Galeria-Kaufhof-Beschäftigten Nervosität ausgelöst. Von einer zweistelligen Millionenhöhe schreibt die Fachzeitschrift "Textilwirtschaft".

Die Belegschaft kann sich in großen Teilen noch einigermaßen sicher sein - theoretisch. Denn beim Verkauf im Sommer 2015 haben sich Hudson's und der damalige Kaufhof-Eigentümer Metro darauf verständigt, dass das Kölner Unternehmen auf jeden Fall bis Ende September 2020 in der Tarifbindung bleiben solle. Für die Kaufhof-Hauptverwaltung in Köln wurde eine Garantie für vier Jahre vereinbart, für jede Niederlassung eine Standortgarantie für drei Jahre - es sei denn, ein Mietvertrag liefe früher aus. Auch betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende September 2018 nahezu ausgeschlossen. Bei einem Verstoß gegen diese Abmachungen muss Hudson's Bay in jedem Einzelfall fünf Millionen Euro zahlen.

Der Haken: Für einen möglichen Ausstieg aus der Tarifbindung wurde damals auch keine Vertragsstrafe vereinbart. Damit hat sich Hudson's die Möglichkeit erhalten, auf schlecht laufende Geschäfte bei Galeria Kaufhof zu reagieren. Die aktuelle Aussage zu der Thematik: "HBC Europe und Galeria Kaufhof bekennen sich zur Tarifbindung und zur Sozial- und Tarifpartnerschaft mit Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften." Klingt so, als wenn an der Stelle bis 2020 nichts passieren würde. Aber die Gewerkschaft Verdi hat schon mal an Kaufhof appelliert, "seiner sozialen Verantwortung gerecht" zu werden und die Tarifbindung nicht in Frage zu stellen. War das nur Vorsorge oder mehr?

(RP)
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