Düsseldorf Umstritten, aber erfolgreich: Monsantos Geschäfte mit dem Hunger

Düsseldorf · Monsantos Ziel ist die vollständige Kontrolle der Landwirtschaft - und dafür ist dem Unternehmen jedes Mittel recht: Es kontaminiert große Gebiete mit Gen-Pflanzen, beeinflusst Wissenschaft und Politik, kauft Konkurrenten auf und nimmt Bauern ihre Selbstständigkeit.

So beschreiben die Umweltschützer von Greenpeace den US-Saatguthersteller, so sehen ihn auch viele andere. Kaum ein Konzern hat so einen schlechten Ruf wie der Agrarchemie-Produzent aus St. Louis.

Man kann das natürlich auch anders sehen. Dann ist Monsanto ein Heilsbringer, der einen gewaltigen Beitrag zur Lösung der weltweiten Hunger-Probleme leistet. Denn der Klimawandel trifft vor allem viele Kleinbauern, etwa in Asien oder Afrika. Ihre Reisfelder stehen wochenlang wegen starker Regenfälle unter Wasser, anderswo ist der Boden so trocken, dass herkömmliche Saaten kaum genug Ertrag abwerfen. Monsanto und andere Agrarchemie-Hersteller entwickeln dagegen Lösungen: Reispflanzen, die auch längere Zeit unter der Wasseroberfläche überleben, Soja, das resistenter gegen Schädlinge ist, Mais und Weizen, die auch bei großer Trockenheit noch wachsen. Ohne die ertragssteigernden Saaten von Monsanto und Co., so könnte man es auch sehen, wird die weltweit wachsende Bevölkerung schon bald nicht mehr zu ernähren sein. Bei der Bill & Melinda Gates Foundation, immerhin die größte private Wohltätigkeitsorganisation der Welt, sieht man es so. Beim Kampf gegen den Hunger setzt die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates daher auch auf die Ideen aus St. Louis, den früheren Monsanto-Vize Robert Horsch holte Gates bereits 2007 in sein Agrarprogramm.

An den Vorbehalten überall auf der Welt änderte diese Partnerschaft jedoch nichts. Speziell in Deutschland ist die Sorge vor gentechnisch veränderten Pflanzen groß. Noch ist der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verboten, viele Menschen fürchten aber, dass er durch das Freihandelsabkommen TTIP durch die Hintertür erlaubt werden könnte. Einer der größten Nutznießer: Monsanto.

Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass die Politik dem Unternehmen den Weg bereitet. Ein Gesetz zur Patentierung von Saatgut war beispielsweise 2005 Bedingung für das Freihandelsabkommen zwischen den USA und mittelamerikanischen Staaten. Erst 2014 kippte das Parlament in Guatemala die Regelung, die im Volksmund nur "Monsanto-Gesetz" hieß, nach heftigen Protesten von Gewerkschaftern, Indios und Bauern.

Denn die Patentrechte sind ein weiterer Kritikpunkt. Aus Sicht von Kritikern führen sie Bauern in die Abhängigkeit. Denn Monsanto verkauft sein Saatgut nicht nur an die Landwirte, für jeden weiteren Anbau von Nachzuchten werden Lizenzgebühren fällig. In Guatemala drohten den Landwirten Geld- und sogar Freiheitsstrafen, sollten sie sich nicht daran halten.

Erfolgreich ist Monsanto trotz der Kritik: Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen knapp 15 Milliarden Dollar um und erzielte dabei einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar.

(frin)
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