Bestandsaufnahme der Kriegsschäden Wiederaufbau in Ukraine kostet laut Weltbank 411 Milliarden Dollar
Washington · Nach Einschätzung der Weltbank hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine 15 Jahre wirtschaftlichen Fortschritt in dem Land zerstört. Zu den Kriegsschäden zählen bislang mindestens zwei Millionen Wohnungen.
Die Weltbank veranschlagt die Kosten für Wiederaufbau in der Ukraine nach der russischen Invasion auf 411 Milliarden Dollar (rund 390 Milliarden Euro) über die nächsten zehn Jahre. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und der Europäischen Kommission hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Insgesamt kalkuliert die Weltbank den direkten Schaden an Gebäuden und Infrastruktur auf 125 Milliarden Dollar, weiter gefassten wirtschaftlichen Schaden nicht einberechnet. Die am stärksten betroffenen Sektoren sind demnach die Bereiche Wohnen (38 Prozent), Verkehr (26 Prozent) und Energie (8 Prozent). Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 bis zum 24. Februar 2023 herangezogen. Die finanziellen Verluste durch den Krieg in diesem Zeitraum werden mit 290 Milliarden US-Dollar (rund 269 Milliarden Euro) angegeben.
Die für Europa und Mittelasien zuständige Weltbankpräsidentin Anna Bjerde sagte in einer Telefonkonferenz, der Schaden wäre sogar noch höher, wenn die ukrainische Verteidigung nicht so stark gewesen wäre. Die größten Kriegsschäden seien in den Frontregionen Donezk, Charkiw, Luhansk und Cherson entstanden.
Der russische Angriffskrieg habe 15 Jahre wirtschaftlichen Fortschritt in der Ukraine zerstört, heißt es in dem Weltbankbericht. Das ukrainische Bruttoinlandprodukt sei 29 Prozent zurückgegangen und 1,7 Millionen Menschen seien unter die Armutsgrenze gefallen.
Dem Bericht zufolge wurden bei den russischen Angriffen in der Ukraine mindestens 9655 Zivilisten getötet, darunter 461 Kinder. Unter den beschädigten Gebäuden sind demnach fast zwei Millionen Wohnungen, zudem sei mindestens eine von fünf öffentlichen Gesundheitseinrichtungen von Kriegsschäden betroffen.
Mindestens 650 Rettungsfahrzeuge seien beschädigt oder geraubt.
An der Einschätzung und Bestandsaufnahme der Kriegsschäden waren neben der Weltbank die ukrainische Regierung, die Europäische Union und die Vereinten Nationen beteiligt. Sie sollen die Planung der Finanzierung und der Schadenbeseitigung in der Ukraine leiten. Es sei wichtig, dass das bereits jetzt geschehe, da Russland noch mit Bomben und Raketen angreift. Dies zu verschieben, riskiere eine Situation „mit niedrigem oder keinen Wachstum und riesigen sozialen Herausforderungen, wenn der Krieg vorbei ist“.
Für das Jahr 2023 wird der Bedarf für den vorrangigen Wiederaufbau auf mindestens 14 Milliarden US-Dollar (rund 13 Mrd Euro) beziffert. Dabei geht es um die dringendsten Bedürfnisse wie die Wiederherstellung von Energie, Wohnraum, kritischer und sozialer Infrastruktur oder grundlegender Dienstleistungen.
Langfristig dürften die Kosten für den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Erholung der Ukraine in die Billionen von Euro gehen, hieß es weiter.