Studie für Deutschland Arbeitnehmer machen rund vier Überstunden pro Woche
Dortmund · Arbeitnehmer in Deutschland haben laut einer Studie im vergangenen Jahr rund vier Überstunden pro Woche geleistet. Als besonders belastet gelten etwa Paketboten und Lastwagenfahrer. Grüne und Linke warnten jetzt vor den damit einhergehenden Risiken wie Stress und Leistungsdruck.
Besonders betroffen von Mehrarbeit sind Fahrer von Lieferwagen und Lkw, wie aus der Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervorgeht, die dem Evangelischer Pressedienst (epd) vorliegt. Arbeit müsse ohne Hetze und Stress machbar sein, erklärte die arbeitsmarkpolitische Grünen-Sprecherin Beate Müller-Gemmeke. Die Linkspartei forderte ein Einschreiten der Bundesregierung.
Die in Arbeitsverträgen vereinbarte Arbeitszeit betrug laut Studie bei Teilzeit- und Vollzeitstellen im Jahr 2017 durchschnittlich 35,1 Stunden. Tatsächlich wurden im Alltag laut der Befragung der in Dortmund ansässigen Bundesanstalt jedoch durchschnittlich 38,7 Stunden gearbeitet. Vollzeitbeschäftigte arbeiteten der Studie zufolge 43,4 Stunden. Bei Teilzeitbeschäftigten waren es real 23,9 Stunden pro Woche. Fahrer von Lieferwagen und Lkw leisteten durchschnittlich sogar 7,2 Überstunden pro Woche.
Als Grund für Überstunden gaben knapp vier von fünf Befragten betriebliche Vorgaben und Gründe an, wie es hieß. Genannt wurde auch, dass die Arbeit in der vorgesehenen Zeit nicht zu schaffen sei.
Insgesamt habe sich die Zahl der Überstunden und der geleisteten Arbeitszeit gegenüber der ersten großen Befragung im Jahr 2015 kaum verändert, hieß es. Nach wie vor hätten Männer noch immer längere Arbeitszeiten als Frauen, die oft nur Teilzeit arbeiten. Auch jüngere Arbeitnehmer seien eher bereit, Überstunden zu machen als ältere. Chefs arbeiteten oft deutlich länger als ihre Mitarbeiter.
Als positiven Trend nennt die Studie, dass Arbeitszeit zunehmend flexibel gestaltet werden könne. Dazu gehörten der Einfluss auf Arbeitsbeginn und -ende, die Pausengestaltung oder die Möglichkeit, sich einige Stunden oder Tage frei zunehmen. Für die Studie, über die zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten, wurden im vergangenen Jahr über mehrere Wochen hinweg fast 10.000 Arbeitnehmer befragt.
Die Untersuchung zeige, dass die Menge der Arbeit häufig nicht in der dafür vorgesehenen Zeit zu schaffen sei, kritisierte die arbeitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Müller-Gemmeke, in Berlin. Ungeplante Überstunden, weil die Zeit nicht für die Aufgaben reiche, führten in der Regel zu Stress, und das mache krank. Die Arbeitgeber müssten daher die Arbeit im Betrieb passender organisieren, zudem sei ausreichende Personal nötig. Auch die Politik sei gefordert, den Arbeitsschutz hier zu konkretisieren, um Stress zu minimieren.
Auch die Linken-Arbeitsmarktpolitikerin Jessica Tatti forderte, bei mehr Arbeitsaufgaben Unternehmen zu mehr Einstellungen zu verpflichten. Wenn Überstunden zur Regel würden, müsse auch die Bundesregierung handeln. Die Bundesregierung dürfe nicht zulassen, dass Unternehmen ihre Gewinne auf Kosten der Gesundheit der Arbeitnehmer maximierten. „Überlange Arbeitszeiten und Stress machen krank, erhöhen das Unfallrisiko und isolieren Beschäftigte von ihren sozialen Kontakten“, sagte Tatti.