Stahl-Arbeitgeber "Übernahmegarantie gefährdet Lehrstellen"

Düsseldorf · In der Stahlindustrie zeichnet sich eine äußerst schwierige Tarifrunde ab. Die Arbeitgeber wiesen die Forderung der IG Metall nach fünf Prozent mehr Lohn als "inakzeptabel" zurück. Verhandlungsführer Helmut Koch sagte unserer Redaktion: "Das passt nicht zur Lage. Die IG Metall argumentiert mit der Beschäftigungssituation, berücksichtigt aber nicht ausreichend die völlig unzureichende Ergebnissituation der Unternehmen."

 Ein Stahlarbeiter beim Abstich am Hochofen.

Ein Stahlarbeiter beim Abstich am Hochofen.

Foto: AP, ASSOCIATED PRESS

Gerade im Baubereich und im Edelstahl sehe es da sehr düster aus. "Und in den übrigen Branchen benötigen wir die Liquidität dringend für Investitionen." Schon die drei Prozent, die in der letzten Tarifrunde vereinbart worden seien, "waren an der Grenze des Ertragbaren".

Am Mittwoch hatte IG-Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler die Forderung der IG Metall für die rund 75.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie präsentiert. Neben höheren Löhnen gibt es auch eine Reihe von sogenannten qualitativen Themen — etwa die Forderung, dass auch künftig alle Auszubildenden unbefristet übernommen werden. "Die von der IG Metall verlangte vorzeitige Verlängerung der Übernahmegarantie für die Azubis ist ein zweischneidiges Schwert", warnte Koch. "Die Gewerkschaft sagt zwar, dass dadurch die Ausbildung attraktiver wird. Allerdings müssen die Unternehmen auch bereit bleiben, weiterhin Ausbildungsplätze anzubieten. Bei einer derart starren Reglementierung besteht die Gefahr, dass die Neigung dafür zurückgeht."

Die große Unbekannte der Tarifverhandlungen dürften allerdings die Werkverträge sein. IG-Metall-Verhandlungsführer Giesler hatte kritisiert, dass inzwischen ein Drittel aller Arbeitsstunden in den Stahlbetrieben von Werkvertragsnehmern geleistet würden. Er forderte mehr Mitspracherechte der Betriebsräte und eine Sanktionierung all der Werkvertragsunternehmen, die bestimmte Mindeststandards nicht einhalten. Giesler sprach davon, dass es in der Eisen- und Stahlindustrie zwischen 15.000 und 20.000 Werkvertrags-Arbeiter gebe.

"Wir haben große Zweifel an der Richtigkeit der Daten, mit denen Herr Giesler operiert. Wir wissen nicht, wie sie erhoben wurden", sagte Arbeitgebervertreter Koch. "Dass die Werkverträge bei den Tarifverhandlungen thematisiert werden, ist für mich nicht nachvollziehbar, ist doch das Thema in unserer Branche gar nicht so virulent." Es sei auffallend, dass die Stahlindustrie von der IG Metall immer wieder bei Themen, die sie gar nicht in erster Linie beträfe, in eine Vorreiterrolle gedrängt werde. "Zumal uns dort die Regelungskompetenz fehlt. Wir können nur für die Beschäftigten unserer Unternehmen verhandeln.

Für die Dinge, die die IG Metall jetzt regeln will — die Überprüfung von Mindestlöhnen, Arbeitsschutz und so weiter —, sind wir als Tarifvertragspartei gar nicht zuständig." Das sei eine staatliche Aufgabe. "Wir können nicht der verlängerte Arm staatlicher Aufsichtsbehörden werden." Zudem würde das geforderte Mitspracherecht der Betriebsräte bei den Werkverträgen zu einem erheblichen bürokratischen Aufwand führen." Dann müsste der Einkäufer jedes Mal den Betriebsrat informieren, wenn er eine Leistung zukauft. Das wäre ein enormer Eingriff in die unternehmerische Freiheit", sagte Koch.

(jco)
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