Folgen des Lufthansa-Deals Steigen wir nach New York künftig in Rom um?

Frankfurt/Rom · Die Kranichairline übernimmt die italienische ITA mit 66 Jets. Ab Düsseldorf könnte eine Route teurer werden, in Köln-Bonn ist die Lage anders. Und nachdem Swiss, Austrian und Brussels gekauft wurden, kommt nun noch ein Ziel an die Reihe: TAP in Portugal.

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Foto: Manchester Airport/Hufton+Crow

Was bedeutet die Übernahme der italienischen ITA für die Lufthansa sowie die Passagiere? Ab Düsseldorf könnte zumindest eine Verbindung teurer werden: Um im harten Wettbewerb gegen den Lufthansa-Ableger Eurowings Passagiere zu finden, bietet ITA auf der Route von der NRW-Landeshauptstadt nach Mailand Hin- und Rückflug zusammen teilweise für rund 100 Euro an. „Das könnte teurer werden“, meint der Luftfahrtexperte Gerald Wissel. „Lufthansa wird schon versuchen, im Konzern eine gewisse Preisdisziplin durchzusetzen.“

Für Köln-Bonn hat die Übernahme dagegen erst einmal keine direkten Folgen: Während sich Ryanair mit seinem Ableger Laudamotion aus Düsseldorf zurückgezogen hat, ist der irische Billigflieger in Köln-Bonn sehr aktiv. Gerade auf Routen nach Italien ist das Angebot üppig: Ryanair bedrängt den Platzhirsch Eurowings auf den Routen nach Mailand, Bologna, Venedig, Rom und Palermo. Für 70 Euro ist im Juli ein Hin- und Rückflug nach Rom zu buchen, Eurowings bietet sogar 13 Ziele in Italien von Köln aus an, ab Düsseldorf sind es 14 Ziele (Ab Düsseldorf fliegen auch Condor und die spanische Vueling einige wenige Ziele in Italien wie Venedig, Sardinien und Florenz an, aber nicht Mailand und nicht Rom).

Unabhängig von einzelnen Routen setzt Lufthansa mit der ITA-Übernahme darauf, sich als größter Airline-Konzern Europas noch mehr von den Wettbewerbern IAG (British Airways, Iberia), Air France/KLM sowie Ryanair abzusetzen. Die Frankfurter haben in den vergangenen Jahren bereits Swiss aus Zürich, Austrian aus Wien und Brussels geschluckt, nun kommt eben die Nachfolgeairline der italienischen Alitalia mit aktuell 66 Jets in das Netzwerk mit insgesamt neun Marken hinein. „Das ist ein wichtiger Schritt für unsere Gruppe“, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. „So werden wir noch internationaler.“

Mehrere Schritte stehen nun an. Lufthansa plant, Rom als weiteres Drehkreuz Richtung Übersee zu etablieren – wer also einen Flug in die USA, nach Lateinamerika oder Nordafrika buchen will, könnte künftig als Option zum Umsteigen neben Frankfurt, München, Zürich oder Wien auch Rom vorgeschlagen bekommen. Immerhin liegen New York und Washington weit südlich von Frankfurt und München.

Zweitens möchte die Fluggesellschaft noch mehr Passagiere von und nach Italien über seine Flughäfen Frankfurt, Zürich und speziell München leiten, um die Kapazitäten von Überseeflügen besser auszulasten. Drittens soll ITA natürlich in die Reservierungssysteme des Konzerns integriert werden, der Einkauf von Flugzeugen oder von Sprit wird zentralisiert. Und viertens plant Spohr, auch noch TAP aus Portugal zu übernehmen. „Kleine Airlines haben auf Dauer keine Überlebenschance“, meint Wissel, „sie haben keine Alternative, als sich einer Gruppe anzuschließen.“

Wie geht Lufthansa nun vor? Der Konzern erwirbt erst einmal für 325 Millionen Euro 41 Prozent an ITA. Die Regierung in Rom bringt 250 Millionen Euro ein. Mittelfristig wollen die Deutschen alle ITA-Anteile übernehmen, sie halten sich aber alle Optionen offen. „Wir haben keinen Zwang, die ITA übernehmen zu müssen, wenn die Firma keinen Erfolg hat“, sagte Spohr bei der Pressekonferenz am Freitag. „Wenn sie Erfolg hat, woran wir glauben, werden wir relativ schnell die 100 Prozent erreichen.“

 Lufthansa-Chef Carsten Spohr träumte schon lange von einer stärkeren Präsenz des Konzerns südlich der Alpen

Lufthansa-Chef Carsten Spohr träumte schon lange von einer stärkeren Präsenz des Konzerns südlich der Alpen

Foto: dpa/Marcus Brandt

Spohr rechnet nicht damit, dass die EU das Geschäft noch stoppen werde. Denn ITA liege beim Marktanteil in Italien mit zehn Prozent nur auf Rang vier hinter den Billigfliegern Ryanair, Wizzair und Easyjet, die gemeinsam auf rund 60 Prozent kämen. Die EU müsse „fast ein Monopol von Ryanair“ fürchten. Das Bündnis ITA und Lufthansa sorge für mehr und nicht weniger Wettbewerb. Spohr erwähnte nicht, dass Alitalia auch wegen harter Konkurrenz durch Lufthansa unterging, die sehr viele Passagiere zum Umsteigen nach München, Frankfurt und Zürich lockte und die mit Air Dolomiti schon länger einen sehr erfolgreichen Ableger südlich der Alpen hat.

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