Holpriger Start Uber schwächelt beim Börsendebüt in New York

New York · Der Börsengang des US-Fahrdienstvermittlers Uber war mit Spannung erwartet worden, fiel dann aber doch eher ernüchternd aus. Denn weltweit gibt es viele Probleme – und noch ist unklar, ob Uber diese lösen kann.

 Uber-Chef Dara Khosrowshahi (2.v.r.) beobachtet, wie der Co-Gründer von Uber, Ryan Graves, die Börsenglocke schlägt.

Uber-Chef Dara Khosrowshahi (2.v.r.) beobachtet, wie der Co-Gründer von Uber, Ryan Graves, die Börsenglocke schlägt.

Foto: AFP/JOHANNES EISELE

Lance Armstrong hat den Krebs besiegt und die Tour de France gewonnen, bevor seine Doping-Vergangenheit aufflog und ihn große Teile seines Vermögens kostete. Höhen und Tiefen gehören zu seinem Leben wie zu den Alpen, durch die er früher mit dem Fahrrad kraxelte.

Der Börsengang des US-Fahrdienstvermittlers Uber dürfte nun ein neuer Höhepunkt im Leben des Texaners sein, immerhin gestand er im Dezember in einem Interview mit dem Sender CNBC, dass Uber seine Familie gerettet habe. 100.000 Euro hatte der Texaner 2009 über einen Umweg in das Unternehmen investiert, das damals mit 3,7 Millionen Dollar bewertet wurde. Beim Börsenstart lag der Wert bei rund 80 Milliarden Dollar. Uber hat Armstrong wieder reich gemacht – und andere Prominente wie Amazon-Chef Jeff Bezos, der ebenfalls investierte, noch reicher.

Monatelang hatte der Börsengang die Schlagzeilen bestimmt. Mal ging es um die Frage, ob Ex-Chef Travis Kalanick, der nach etlichen Skandalen seinen Posten räumen musste, seine Firmenanteile aber behielt, beim Debüt an der New Yorker Börse dabei sein würde (ja, war er). Ein anderes Mal wurde über den Firmenwert spekuliert, dann wurde genüsslich der Börsenprospekt seziert, in dem das Unternehmen als Risiko angab, möglicherweise niemals Gewinne machen zu werden.

Dass Uber an der Börse trotzdem mehr wert ist als deutsche Premium-Hersteller wie Daimler oder BMW, liegt daher auch mehr an der Vision, die Uber-Chef Dara Khosrowshahi zeichnet. Da ist Uber nicht der Taxi-Schreck, als der er vielerorts gilt, sondern das „Amazon der Mobilität“, eine Plattform, die Personen, Essen und praktisch alles andere durch die Gegend fährt.

Das Potenzial des Geschäftsmodells ist gigantisch, doch vielerorts stößt Uber auch auf Widerstände. Immer wieder gibt es Proteste wegen der Arbeitsbedingungen, auch Taxi-Fahrer gehen immer wieder auf die Straße, um gegen Uber zu demonstrieren – auch in Deutschland.

Hier ist Uber in fünf Städten aktiv, unter anderem in Düsseldorf und Köln. Anders als in anderen Ländern setzt Uber in Deutschland nicht auf private Fahrer, sondern kooperiert aus rechtlichen Gründen mit Mietwagenunternehmen. Die Taxi-Branche wirft Uber jedoch vor, auch mit dem aktuellen Modell gegen geltendes Recht zu verstoßen und warnt vor einer Aufweichung des gültigen Personenbeförderungsrechts zugunsten des US-Anbieters.

In Berlin diskutiert die Politik kontrovers über Veränderungen an diesem Gesetz. Am Freitag kam es dazu noch einmal zu einem Treffen von Politikern verschiedener Parteien. Einigung herrscht bislang nicht. Zwar herrscht vielerorts Einigkeit, dass einige Regelungen veraltet sind. So sieht das Recht beispielsweise eine buchmäßige Erfassung von Aufträgen vor – manche Kommunen tolerieren diese per Software, andere bestehen auf ein Auftragsbuch aus Papier. Andererseits gibt es auch Befürchtungen, dass es durch eine zu starke Liberalisierung eher zu mehr als weniger Verkehr in den Innenstädten kommen könnte und der Nahverkehr leidet. „Digitale Mobilitätsdienste sollen eine sinnvolle Ergänzung zu Bus und Bahn sein“, stellt beispielsweise SPD-Fraktionsvize Sören Bartol klar.

Der Erfolg von Uber an der Börse wird davon abhängen, wie sich die Konflikte mit den Städten entwickeln. Und Investoren wie Lance Armstrong müssen hoffen, dass der Kurs sich möglichst schnell stabilisiert. Gestern lag er beim Börsendebüt zunächst deutlich unter dem Ausgabekurs von 45 Dollar je Aktie. Denn bislang gibt es die Gewinne nur auf Papier, für Altinvestoren gilt eine 180-tägige Haltefrist.

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