Düsseldorf/Ratingen Turbulente Mitarbeiterversammlung bei Vodafone

Düsseldorf/Ratingen · In Düsseldorf und Ratingen erläuterte die Geschäftsführung den Stellenabbau. Die Betriebsräte fordern formale Verhandlungen.

Zu den wohl größten, sicherlich aber heftigsten Betriebsversammlungen seiner Geschichte kam es gestern beim Telefonkonzern Vodafone Deutschland, einem der größten privaten Arbeitgeber der Region. Die von Jens Schulte-Bockum angeführte Geschäftsführung hatte zu den Versammlungen in Ratingen und in der Zentrale in Düsseldorf eingeladen, um die Spar- und Umbaupläne des Unternehmens zu erläutern.

Rund 1000 Beschäftigte waren in Ratingen zusammengekommen – die hier versammelten eher technischen Abteilungen sehen sich besonders von der geplanten Verlagerung von rund 500 Arbeitsplätzen nach Rumänien sowie weiterer Jobs nach Indien gefährdet.

Im Campus in Düsseldorf standen die Mitarbeiter so eng in einem Veranstaltungsraum, dass die Diskussion in die angrenzende Kantine übertragen wurde – insgesamt kamen nach Teilnehmerangaben rund 600 Beschäftigte. In Düsseldorf sorgen sich die vielen Marketingexperten und Vertriebsprofis vorrangig darum, dass die Qualität des Services von Vodafone sinken könnte, weil die Einstiegsgehälter für einfache Mitarbeiter im Service von rund 2500 Euro auf rund 1500 Euro im Monat sinken sollen.

Jens Schulte-Bockum erläuterte die zunehmend schwierige Wettbewerbssitutation von Deutschlands zweitgrößtem Telefonkonzern.

Insbesondere zunehmende Rabatte von Billiganbietern wie dem E-Plus-Ableger Yourfone würden ihm Sorgen bereiten. Außerdem müsse Vodafone im operativen Geschäft Geld einsparen, um es in den Ausbau der Netze zu investieren. Dabei deutete der frühere Unternehmensberater speziell in Ratingen an, dass Vodafone beim Service deutlich zulegen müsse – es gebe insbesondere im Festnetz zu häufig Klagen von Kunden. Außerdem ist bekannt, dass Vodafone-Deutschland auch von der Londoner-Zentrale stark unter Druck gesetzt wird, die Gewinne zu halten oder sogar zu steigern, weil die Ableger in Südeuropa wegen der Eurokrise extrem schwächeln. "Die Gruppe schwimmt derzeit nicht in Geld", sagte Schulte-Bockum dazu noch unlängst in der Mitarbeiterzeitung.

In Düsseldorf dauerte die Versammlung rund zwei Stunden – ein Zeichen für die nervöse Stimmung im Unternehmen. Schulte-Bockum sagte, er wolle mit Betriebsräten und der Gewerkschaft IG Metall einvernehmliche Lösungen zum Unternehmensumbau finden und sei im Gespräch mit dem Sozialpartner. Dagegen forderte Konzernbetriebsratschef Toni Wolf in Ratingen die Aufnahme formaler Verhandlungen. Gemeint ist offensichtlich das formale Verhandeln eines Tarifvertrages zum Umbau – im Rahmen dessen könnte die Gewerkschaft einfacher zu Streiks aufrufen.

Zur Ruhe wird Vodafone vorerst nicht kommen. Für heute Nachmittag hat die IG Metall zu einer Demonstration vor der neuen Firmenzentrale in Düsseldorf-Heerdt aufgerufen – die an sich geplante Eröffnungsfeier mit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler war wegen erwarteter Proteste gegen den Konzernumbau abgesagt worden. Außerdem muss geklärt werden, ob man für rund zehn Milliarden Euro Kabel-Deutschland kauft.

(RP)
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