Tourismuskonzern Tui Chef Fritz Joussen tritt vorzeitig zurück

Düsseldorf/Hannover · Bei Vodafone Deutschland in Düsseldorf ging Fritz Joussen vor einem Jahrzehnt, um Chef bei Tui zu werden, nun hört er nach der Rettung des Konzerns auf.

 Tui-Chef Fritz Joussen ist dem Rheinland eng verbunden und lebt weiterhin hier.  Foto: dpa

Tui-Chef Fritz Joussen ist dem Rheinland eng verbunden und lebt weiterhin hier. Foto: dpa

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Schon einmal warf Fritz Joussen unerwartet hin. Das war, als er im März 2012 seine Position als hochangesehener Chef von Vodafone-Deutschland in Düsseldorf aufgab, weil er lieber ein großes Unternehmen selbstständig alleine führen wollte anstatt sich wie bei Vodafone immer wieder von der Londoner Konzernzentrale reinreden zu lassen.

Am Freitag dieser Woche hat der 59-jährige nun angekündigt, den Posten als Vorstandschef von Europas größtem Tourismuskonzern Tui Ende September zu verlassen. Auf eine gewissse Art hat er ein Meisterstück geschafft: Obwohl der Tui ab Beginn der Corona-Krise praktisch das ganze Geschäft weggebrochen war, überlebte der Hannovaner Konzern dank Staatshilfen in Höhe von 4,3 Milliarden Euro. Da die Buchungszahlen aktuell massiv ansteigen, sieht Joussen das Ende des Sommers als den richtigen Termin für die Amtsübergabe. Sein langjähriger enger Vertrauter, Sebastian Ebel, wird neuer Vorstandschef. Joussen: „Nachdem die existenzielle Krise überstanden ist, ist der richtige Zeitpunkt für den Wechsel. Ich freue mich, dass mit Sebastian Ebel ein Vorstandsvorsitzender antreten soll, mit dem mich eine lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet.“

Dabei schließen sich einige Kreise. Joussen hatte den von Tui kommenden Betriebswirt Ebel einst zu Vodafone in Düsseldorf geholt, doch als er  Tui-Chef wurde, kam der fast gleichaltrige Ebel zurück zum alten Arbeitgeber. Der aus Duisburg stammende Joussen ist lebensfroh und detailversessen, weiß aber auch, seine Interessen zu wahren: Darum ließ er als junger Ingenieur in der Mobilfunkbranche eigene Erfindungen patentieren. Darum nutzt er nun eine ungewöhnliche Regel für seinen Ausstieg: Als der Staat vor zwei Jahren einstieg, hätte Joussen sofort aussteigen können, weil es wegen der Staatshilfe keine Boni mehr geben durfte. Er blieb, um das Unternehmen zu retten, erhielt aber das Recht, bis Juni 2022 zu entscheiden, doch noch zu gehen - zu den regulären Konditionen. Dies verstehen Konzernkenner so, dass der Vater von vier Kindern zwar nicht den bis 2025 laufenden Vertrag ausbezahlt bekommt, aber Gehalt für noch zwei Jahre.

Die Aktionäre von Tui sind nicht begeistert von der Kündigung, die Aktie rutschte um drei Prozent ab. Denn trotz aktuellem Buchungsboom sind die Aussichten wegen der hohen Schulden schwierig, der Börsenwert liegt nur noch bei 3,2 Milliarden Euro. Der Stratege Joussen hat aber die Marke Tui massiv gestärkt und den Konzern viel stärker digitalisiert. Aufsichtsratschef Dieter Zetsche sagt: „Die TUI ist heute globaler, effizienter und digitaler als je zuvor. Das ist das Verdienst von Fritz Joussen.“

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