Trump, Brexit, Impfung Was 2021 in der Wirtschaft besser wird

Düsseldorf · Ökonomisch läuft es in Deutschland besser, als die trüben Innenstädte ahnen lassen. Trump ist weg, die Sparkonten sind voll, die Lieferketten sind intakt – auch die Dynamik kehrt zurück.

 Trübe Innenstadt in Köln.

Trübe Innenstadt in Köln.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Geschlossene Läden, aufgegebene Restaurants, ausgestorbene Reisebüros: In deutschen Innenstädten sieht es derzeit trostlos aus. Und dass der Lockdown am 10. Januar endet, gilt angesichts der Infektionszahlen als nahezu ausgeschlossen. Wird 2021 ein düsteres Jahr? Nein, das muss nicht sein! Der deutschen Wirtschaft geht es besser, als verschlossene Türen glauben lassen. Und es blühen gleich mehrere Pflänzchen der Hoffnung.

Der Impfstoff Die größte Hoffnung liegt auf dem Impfstoff. Auch wenn es Verzögerung und mitunter Pannen gibt, so ist die wichtigste Botschaft für die Wirtschaft doch: Das große Impfen hat begonnen – und mit jedem Piks kehrt die Wirtschaft einen Schritt zur Normalität zurück. Die Impfung gilt als „Gamechanger“, sprich: als großer Veränderer. Mit der Aussicht auf den Impfstart war der Ifo-Geschäftsklimaindex schon im Dezember überraschend gestiegen, trotz des vor Weihnachten verhängten Lockdowns.

Die starke Industrie Hintergrund ist die Zweiteilung des Wirtschaftssystems. Auf der einen Seite gibt es mit Handel, Tourismus, Gastronomie Branchen, die schwer von der Pandemie betroffen sind. Doch diese Dienstleistungsbereiche erwirtschaften nicht einmal zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auf der anderen Seite aber steht eine starke Industrie, der der aktuelle Lockdown – anders als im Frühjahr – nur wenig ausmacht. „Der Lockdown trifft einzelne Branchen hart”, meint Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die deutsche Wirtschaft insgesamt zeigt sich jedoch widerstandsfähig.” Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), betont: „Die Industrie ist das Zugpferd aus der Konjunkturkrise.“ Laut IW rechnen 26 von 43 Branchen für das neue Jahr mit einer höheren Produktion, darunter Maschinenbau, Chemie und Elektroindustrie.

Stabile Lieferketten Anders als im Frühjahr sind bei diesem Lockdown keine Lieferketten gerissen: Der Nachschub an Rohstoffen läuft, auch der Export von Maschinen, Chemie und Autos, vor allem nach China und in die USA. Das zeigt auch der Containerumschlag-Index des Essener Forschungsinstitutes RWI: „Der Containerumschlag scheint sich auf hohem Niveau zu stabilisieren. Der Welthandel hat sich offenbar weitgehend von seinem Einbruch im Frühjahr erholt“, sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Zudem haben Unternehmen und Arbeitnehmer gelernt, mit der Krise umzugehen. Notbetreuungen in Kitas und Schulen funktionieren. Ganze Belegschaften arbeiten im Homeoffice. Beim Versorger Uniper etwa sind in der Düsseldorfer Zentrale nur noch 60 Mitarbeiter vor Ort statt sonst 2500.

Rückkehr des Konsums Viele Selbstständige und Künstler oder auch Arbeitslose hat die Corona-Krise arm gemacht. Doch insgesamt haben die Deutschen viel Geld gespart, das nur darauf wartet, ausgegeben zu werden. Nach Schätzung des Bankenverbandes ist die Sparquote auf 17 Prozent gestiegen. Das heißt, von 100 Euro verfügbarem Einkommen hat jeder Haushalt im Schnitt 17 Euro zurückgelegt. Sobald Reisen und Shoppen wieder unbeschwert möglich sind, wird der Konsum anziehen. Bund und Land helfen mit Milliardenspritzen, dass überlebensfähige Unternehmen den Lockdown auch wirklich überleben. Die Staatshilfe funktioniert.

Internationale Politik Aufatmen heißt es auch, weil es zwei Arten von Schlagzeilen 2021 nicht mehr geben wird: „Ringen um den
Brexit“ und „Trump droht mit neuen Sanktionen“. Am 24. Dezember haben sich die EU und Großbritannien auf ein Handelsabkommen geeinigt, das viele Probleme ungelöst lässt, aber viel besser ist als ein ungeregelter Brexit. Die Unsicherheit hat ein Ende. Und US-Präsident Donald Trump ist am 20. Januar Geschichte. Damit kehren zumindest ein neuer Ton und neue Sachlichkeit in die Handelspolitik zurück. Die Zeit der offenen Handelskriege ist erst einmal wieder vorbei.

Lernen aus der Geschichte Optimismus bringt auch der Blick zurück. Weltwirtschaftskrise 1929, Ölkrise 1973, Finanzkrise 2009: Immer wieder hat es schwere Rezessionen gegeben. Und immer wieder hat sich die Wirtschaft erholt. So wird es auch dieses Mal sein, wenngleich nicht alle Firmen das erleben werden. Geschäftsreisen, analoge Messen, Warenhäuser – was davon nach der Corona-Krise bleibt, wird man sehen. Für 2021 erwarten die Wirtschaftsweisen jedenfalls ein Wachstum von 3,7 Prozent, auch wenn die Wirtschaft im ersten Quartal zunächst schrumpfen wird. Doch der Chef der Weisen, Lars Feld, ist überzeugt: „Die wirtschaftliche Dynamik kehrt zurück.“

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