Düsseldorf Trotz Streiks soll ein Drittel aller Züge in NRW fahren

Düsseldorf · Der Konzern will mit Beamten und Mitgliedern der Konkurrenzgewerkschaft EVG den Betrieb aufrechterhalten.

Heute müssen sich Bahnreisende auf massive Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder bundesweit zu einem 43-stündigen Streik im Personenverkehr aufgerufen. Da die Gewerkschaften nach eigenen Angaben rund 80 Prozent aller Lokführer vertritt, dürften die Auswirkungen massiv sein. "In NRW haben sich beim letzten Streik etwa 91 Prozent unserer Mitglieder beteiligt", sagte der GDL-Bezirksvorsitzende von NRW, Sven Schmitte, unserer Zeitung. "Der Unfrieden in der Belegschaft ist riesig, weil viele das Gefühl haben, dass das Management uns über den Tisch ziehen will. Ich rechne deshalb auch diesmal mit einer regen Beteiligung."

Der Streik beginnt im Personenverkehr heute am frühen Morgen um 2 Uhr und soll morgen um 21 Uhr beendet werden. Die Bahn veröffentlichte einen detaillierten Notfallfahrplan. Zudem richtete das Unternehmen neben der kostenpflichtigen Servicenummer 0180 6996633 (20 Cent pro Anruf aus dem Festnetz, bei Mobiltelefonen maximal 60 Cent je Anruf) eine kostenlose Servicenummer unter 08000 996633 ein. "Wir gehen davon aus, dass wir mit Hilfe der beamteten und der in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft organisierten Lokführer etwa ein Drittel aller Züge in NRW bedienen können", sagte ein Sprecher.

Für Kunden gelten die üblichen Fahrgastrechte: Ab 60 Minuten Verspätung des Zuges am Zielbahnhof erhalten Fahrgäste ein Viertel des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt zurück, ab zwei Stunden die Hälfte des Preises. Ab einer Verspätung von 20 Minuten kann der Fahrgast auch auf andere, nicht reservierungspflichtige Züge ausweichen - Aufpreise für eine höhere Zugklasse müssen dabei allerdings zunächst bezahlt werden, können später aber von der Bahn zurückverlangt werden. Bei einer zu erwartenden Verspätung von mehr als einer Stunde kann der Kunde von seiner Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen.

Was die Bahn ärgert, freut die Konkurrenz. Die Nordwestbahn wies noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass sie nicht vom Streik betroffen sei. MeinFernbus-Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein sagte nicht ohne Häme: "Während die GDL streikt, der Bahnvorstand sich seine Bonuszahlungen erhöht und die Schuld für die eigenen Fehler beim Fernbus sucht, konzentrieren wir uns auf unser Kerngeschäft."

GDL-Bezirkschef Schmitte verteidigte den Streik: "Die Mitglieder warten zu Recht auf eine bessere Bezahlung und familienfreundlichere Arbeitszeiten. Zudem darf es keine Niedriglohn-Lokführer geben, wie sie das Management bei den Rangierlokführern haben will." Schmitte zufolge summiere sich die Zahl der Überstunden bei den 30 000 Lokführern und Zugbegleitern auf vier Millionen, während die restlichen 170 000 Bahnbeschäftigten gerade einmal auf drei Millionen Überstunden kämen.

(RP)
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