Düsseldorf/Bonn Trotz Jobabbau investiert Vodafone mehr

Düsseldorf/Bonn · Weil die Telekom bei der Kundenzahl und der Netzqualität immer mehr zulegt, muss Vodafone gegenhalten.

Das gestern verkündete erste konzernweite Abfindungsprogramm bei Vodafone bestätigt, dass die Telefonindustrie sich zunehmend zu einer ganz "normalen" Branche entwickelt. Weil Unternehmen wie die Bonner Telekom, Vodafone und E-Plus aus Düsseldorf oder auch O2 aus München alle sehr ähnliche Dienstleistungen anbieten, wird der Wettbewerb zunehmend über niedrigere Preise ausgetragen.

Gleichzeitig spielt die Netzqualität zumindest bei der gut zahlenden Kundschaft eine immer größere Rolle – was ausgerechnet für Vodafone ein immer größeres Problem ist, weil die Telekom bei fast allen Vergleichstests der Netzqualität siegt. "Wir sind unterinvestiert", gibt Jens Schulte-Bockum, der Vorsitzende der Geschäftsführung in Deutschland, denn auch zu, "in den nächsten Jahren werden wir deutlich mehr investieren, gerade um anspruchsvolle Kunden wieder mehr zu begeistern."

Dabei sind Personalabbau und höhere Investitionen zwei Seiten einer Medaille. Weil der Konzern rund 1,6 Milliarden Euro zusätzlich zum früheren Plan von 2,4 Milliarden Euro in bessere Netze steckt, wird versucht, an den Personalkosten zu kürzen. "Wir sparen, um zu wachsen", sagt Schulte-Bockum und erhöht auch die Zuschüsse für Smartphones deutlich. "Nur so können wir im Markt zulegen."

Wie radikal sich Vodafone neu aufstellt, zeigt auch die Chefetage: Fast alle Mitglieder der Geschäftsführung haben ihren Posten erst seit zwei Jahren oder kürzer, drei von ihnen haben davor in den Niederlanden gearbeitet, einer kommt vom USA-Ableger der Telekom – harte Kostenrechner sind alle.

Dabei stehen der Branche und Vodafone wichtige Umbrüche noch bevor: Wenn Vodafone dieses Jahr Kabel Deutschland (KD) integriert, können in der Hälfte Deutschlands schnellere Internetanschlüsse als bei der Telekom angeboten werden. Dabei sollen die Kabelnetze aber auch helfen, die Mobilfunkmasten besser anzubinden, um speziell bei der Zukunftstechnik LTE mit der Telekom mitzuhalten. Und dass Vodafone dann irgendwann auch noch die Kölner Unitymedia schlucken will, ist klar. "Auf Dauer wollen wir bundesweit mit einem integrierten Angebot von Festnetz und Mobilfunk angreifen", heisst es im Vodafone-Management, "da würde Unitymedia gut zu passen."

Die große Hoffnung bei den großen Telefonkonzernen Telekom und Vodafone ist, dass die kleinen Anbieter E-Plus und O2 wirklich fusionieren. Dann könnte die neue Gruppe zwar mehr investieren, aber die Branche hofft auf einen weniger aggressiven Preiswettbewerb. Für Düsseldorf und NRW wäre die Fusion aber keine gute Nachricht: Weil E-Plus dann Ableger von O2 in München wäre, wären hunderte Jobs gefährdet – das nächste Abfindungsprogramm stünde bevor.

(RP)
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