Düsseldorf Trinkaus investiert 500 Millionen Euro

Düsseldorf · Neue Standorte, mehr Mitarbeiter, mehr Kunden im Mittelstandsgeschäft – so sieht die Wachstumsstrategie des Düsseldorfer Bankhauses aus. Allerdings wird sich das erst in den nächsten Jahren auszahlen.

Mit Investitionen von rund 500 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren will das Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt vor allem sein Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden ausbauen. Wie Vorstandssprecher Andreas Schmitz bei der Bilanzvorlage sagte, soll das Geld dafür nicht nur aus den eigenen Gewinnen erwirtschaftet werden. Auch eine Kapitalerhöhung steht wohl bevor. Insgesamt werde der Kapitalbedarf wohl zwischen 750 Millionen und einer Milliarde Euro betragen, sagte Schmitz, der nennenswerte Investitionen unter anderem in die Infrastruktur, in neue Mitarbeiter und neue Standorte ankündigte.

Schon vor einem halben Jahr hatte die Bank erklärt, sie wolle ihr Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden in den kommenden Jahren deutlich ausbauen. Vier neue Standorte soll es in Deutschland geben – neben Hannover und Nürnberg, die als neue Niederlassungen schon bekannt waren, ist Trinkaus bald auch in Dortmund und Mannheim präsent. Bis zu 500 Stellen, davon mindestens die Hälfte in Düsseldorf, sollten in den nächsten drei bis vier Jahren entstehen, hatte Schmitz außerdem 2013 angekündigt.

Welche Klientel der Vorstandssprecher im Auge hat, wird jetzt immer deutlicher: Neben den gehobenen Mittelstandskunden mit einem Umsatz von mindestens 250 Millionen Euro, die Trinkaus seit Jahren im Portfolio hat und deren Zahl von etwa 1000 auf 1200 wachsen soll, sollen auch kleinere Mittelständler in den Kundenkreis aufrücken. Was den Umsatz dieser Firmen angeht, können das durchaus Unternehmen mit "nur" 35 Millionen Euro Erlösen sein. Wichtiger ist aus der Perspektive von Schmitz, dass diese Firmen mit "Non-Investment-Grade" (also Unternehmen, die durch das Beobachtungsraster von Rating-Agenturen fallen) internationales Geschäft machen. "Da ist noch viel Honig zu holen", meint Schmitz. Allerdings ist das auch mit höherem Risiko verknüpft, mit mehr Vorsorge und eben auch mit höherem Kapitalbedarf. Apropos Internationalität: Durch das große Netz des britischen Großaktionärs HSBC habe Trinkaus einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Banken, sagte Schmitz, der vor allem das China-Geschäft als großen Wachstumstreiber sieht. Allein im Reich der Mitte gibt es über 160 HSBC-Filialen.

Dass die Briten den Kurs ihrer deutschen Beteiligung mittragen, steht insoweit außer Frage. Die neuen Aktien sollen allen Aktionären angeboten werden, aber im Zweifel würde HSBC die Finanzspritze auch allein stemmen, versichert Schmitz. Ob der zweite Großaktionär, die Stuttgarter Landesbank LBBW, mit im Boot sein wird, bleibt vor dem Hintergrund vorerst offen. Die erste Stufe der Kapitalerhöhung sei schon in diesem Jahr vorstellbar, sagte Schmitz.

Die Wachstumsinitiative soll in den nächsten drei Jahren helfen, das Vorsteuerergebnis zu verdoppeln. In diesem Jahr werde diese Kennziffer aber wohl erst einmal um "einen einstelligen Prozentsatz" sinken, räumt Schmitz ein und ergänzte: "Das wäre für die Aufgaben, vor denen wir stehen, wie ich finde, ein immer noch beachtliches Ergebnis." Der Januar sei ausgezeichnet gelaufen, so der Manager. Schmitz wies zudem darauf hin, dass Trink-aus erst einmal den Erlösrückgang ausgleichen müsse, der durch den Rückzug vom Standort Luxemburg vor allem das Private Banking, also das Geschäft mit vermögenden Privatkunden treffen werde. Die beiden Tochtergesellschaften dort haben ihre Private-Banking-Aktivitäten im vergangenen Jahr an einen liechtensteinischen Wettbewerber verkauft. Der Rückzug aus dem Großherzogtum wird HSBC Trinkaus nach früheren Einschätzungen mehr als zehn Millionen Euro kosten.

(RP)
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