Voerde/Neuss Trimet will insolvente Voerdal kaufen

Voerde/Neuss · Der Insolvenzverwalter hofft, 300 Stellen bei dem Alu-Hersteller zu retten.

Die knapp 300 Mitarbeiter des insolventen Alu-Herstellers Voerdal können hoffen. Die Chancen stehen gut, dass sie an den Essener Konkurrenten Trimet verkauft werden. "Wir sind in intensiven Verhandlungen mit Trimet und hoffen, bis Ende der Woche zu einer Einigung zu kommen. Damit wären knapp 300 Arbeitsplätze bei Voerdal endgültig gesichert", sagte Voerdal-Insolvenzverwalter Frank Kebekus unserer Zeitung.

Die Voerde Aluminium GmbH (kurz: Voerdal) hatte im Mai 2012 Insolvenz angemeldet. 400 Mitarbeiter waren betroffen. Gründe für die Insolvenz waren der damals hohe Industriestrompreis und die Unsicherheit über die Entwicklung. Voerdal mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro braucht jeden Tag Strom für 250 000 Euro. Zudem habe der damalige niederländische Eigentümer zu wenig in die Modernisierung investiert, hatten Gewerkschafter kritisiert. Rasch war es Insolvenzverwalter Kebekus gelungen, die Gießerei (gut 100 Mitarbeiter) an den Hauptkunden Aleris zu verkaufen. Nun sollen das Herzstück der Alu-Herstellung (das Anodenwerk), die Verwaltung und Instandhaltung (mit zusammen knapp 300 Mitarbeitern) an den Branchenprimus Trimet gehen.

Trimet-Eigentümer Heinz-Peter Schlüter sagte dem "Handelsblatt", man verhandele über einen Erwerb. Über den Kaufpreis wird geschwiegen. In Branchenkreisen ist von einem zweistelligen Millionen-Betrag die Rede, den Trimet für das niederrheinische Unternehmen zahlt.

Die Zeit drängt. Bis zum 30. Mai muss der Eigentümer eines Unternehmens beim Staat einen Antrag stellen, wenn er für das Vorjahr die Ausgaben für Verschmutzungsrechte (CO2-Zertifikate) erstattet haben will. Bis Freitag muss also klar sein, wer Eigentümer von Voerdal ist. Für das stromintensive Unternehmen geht es um viel Geld. Entsprechend machen auch Betriebsrat und IG Metall Druck, dass es zur Einigung kommt. Um Arbeitsplätze müsse man sich bei einer Übernahme durch Trimet keine Sorgen machen, heißt es in Verhandlungskreisen.

Schwung in die Verhandlungen ist gekommen, seit die Reform der Ökostrom-Förderung steht. Lange Zeit fürchtete die Aluminium-Industrie, dass ihr Ökostromrabatt stark beschnitten wird. Das verhinderte am Ende Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Nun herrscht wieder Planungssicherheit - und auch Trimet weiß, worauf man sich einstellen muss. Dass Aluherstellung weiter lohnt, dürfte auch beim Rheinwerk in Neuss mit Erleichterung aufgenommen werden. Die Neusser sind neben Trimet und Voerdal die verbleibenden Aluminium-Hersteller in Deutschland. Die Neusser Belegschaft hatte 2012 alarmiert auf die Insolvenzmeldung reagiert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort