Transparency International Korruption in BRIC-Staaten und Türkei wächst stark

Berlin · Korruption ist nach wie vor ein großes Problem in den Staaten der Welt: Laut einer Untersuchung von Transparency International (TI) ist sie derzeit vor allem in aufstrebenden Wirtschaftsnationen auf dem Vormarsch.

2011: Die korruptesten Länder der Welt
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Foto: gms

Deutschland verbesserte sich um einen Punkt und belegt mit 79 Punkten den zwölften Platz auf der Liste mit 175 Ländern. Der Index beruht auf Einschätzungen internationaler Experten zur Bestechlichkeit im öffentlichen Sektor eines Landes.

Verschlechtert hat sich die Situation insbesondere in der Türkei sowie in der Gruppe der aufstrebenden Schwellenländer (BRIC), zu der Brasilien, Russland, Indien und China zählen, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten diesjährigen TI-Korruptionsindex hervorgeht. In der Kritik stehen aber auch internationale Finanzzentren.

Obwohl sie meist in Ländern mit eher niedriger Korruptionsrate liegen, spielen multinationale Banken und internationale Finanzzentren wie in Frankfurt, London oder New York laut TI eine wichtige Rolle dabei, dass Korruption in aufstrebenden Wirtschaftsnationen möglich sei. So werde zweifelhaften Eliten ermöglicht, unrechtmäßig erworbene Millionenbeträge beiseite zu schaffen oder zu waschen.

"Fast jeder Bankenskandal, der mit Geldwäsche zu tun hat, ist über Steuerparadiese in kleinen Inselstaaten hinausgegangen", sagte TI-Vertreterin Robin Hodess AFP. Schwarz- und Bestechungsgeld sei auch an den internationalen Finanzplätzen Frankfurt, London und New York gelandet. An solchen Stellen müsse die Korruptionsbekämpfung nachhaltig verbessert werden.

Die Türkei erlebte der Untersuchung zufolge in der diesjährigen Rangliste der weltweit korruptesten Staaten den größten Absturz und kam auf 45 Punkte (minus fünf Punkte). Der Corruption Perceptions Index (CPI) reicht von null bis 100, wobei 100 für den niedrigsten Korruptionsgrad im öffentlichen Sektor steht. Die Türkei liegt damit 2014 auf Platz 64 in der Länder-Rangliste, im Vorjahr lag das Land noch auf Platz 53.

Türkei im Fokus

Transparency International führt das auch auf die politische Lage in der Türkei zurück. Nach den regierungskritischen Protesten im vergangenen Jahr habe es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit gegeben, wobei Journalisten verfolgt und festgenommen worden seien, heißt es von TI. Die Korruption ist demnach in politisch instabilen Staaten am höchsten, in Ländern mit einem hohen Maß an Pressefreiheit, transparenten Finanzflüssen und starken Haftungsmechanismen dagegen am niedrigsten.

Auch in anderen aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China (minus vier Punkte; Rang 100 mit 36 Punkten) oder Brasilien (Rang 69 mit 43 Punkten) nimmt die Korruption TI zufolge zu. "Aufstrebende Wirtschaftsnationen, deren Regierungen Transparenz verweigern und Korruption tolerieren, schaffen ein Klima der Straflosigkeit, in dem Korruption blüht", erklärte der TI-Vorsitzende José Ugaz. Gerade in aufstrebenden Wirtschaften müsse aber auf gesundes Wachstum geachtet werden, warnte Hodess. Ein auf Korruption aufgebautes Wachstum lasse sich langfristig nicht halten.

Der CPI listet 175 Länder nach dem Grad auf, in dem dort Korruption bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommen wird. Er stützt sich auf verschiedene Umfragen und Untersuchungen von unabhängigen Institutionen. Laut TI werden Geschäftsleute sowie Länderanalysten befragt und Umfragen mit Staatsbürgern im In- und Ausland miteinbezogen.

Deutschland bekam in diesem Jahr 79 Punkte und liegt damit unverändert auf Platz zwölf. Angeführt wird die Rangliste wie bereits in den vergangenen Jahren von Dänemark als Staat mit der niedrigsten Korruptionsrate, gefolgt von Neuseeland, Finnland und Schweden. Ebenfalls in der Spitzengruppe mit mindestens 80 Punkten finden sich zudem Norwegen, die Schweiz, Singapur, die Niederlande, Luxemburg, Kanada und Australien.

Griechenland, das im TI-Korruptionsindex des vergangenen Jahres mit 40 Punkten das am schlechtesten bewertete Land in der Europäischen Union war, hat sich leicht verbessert und liegt im diesjährigen Index gleichauf mit Italien (Rang 69 mit je 43 Punkten), das sich im Vergleich zum Vorjahr weder verbesserte noch verschlechterte. Schlusslichter sind mit jeweils acht Punkten erneut Somalia und Nordkorea. Knapp darüber liegen der Sudan, Afghanistan, der Südsudan und der Irak.

(AFP)
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