Frankfurt Touristen meiden Türkei - Reiseziel Spanien boomt

Frankfurt · Sommerzeit ist Reisezeit. Einfach mal abschalten und den Alltag vergessen. Eines scheinen die Deutschen bei der Planung ihres Jahresurlaubs jedoch sehr deutlich in Erinnerung zu halten, und zwar die Schlagzeilen der letzten Monate: Terroranschlag in Paris, Selbstmordattentat in Istanbul, und im Schnorchelparadies Hurghada (Ägypten) sind im Januar bei einer Messerattacke gezielt Touristen angegriffen worden. Die Verunsicherung der Bürger bekommt die deutsche Tourismusindustrie gut zu spüren. Das Sommerreisegeschäft kommt nach den Anschlägen in diesen beliebten Urlaubsregionen nur schleppend in Schwung.

Die Prognose für das Reisejahr 2016 fällt von Seiten des Branchenverbandes DRV (Deutscher Reiseverband) verhalten aus. "Ziel ist es, nicht deutlich unter den Buchungszahlen des starken Vorjahres zu bleiben", sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. Das schlossen die Reiseveranstalter nach DRV-Angaben mit einem Umsatzanstieg von fast vier Prozent auf 27,3 Milliarden Euro ab. Bei den Gästezahlen konnte ein Plus von einem Prozent erzielt werden. Wie 2016 wird, steht derweil in den Sternen. "Entscheidend wird vor allem die Entwicklung in der Türkei und in Ägypten sein", sagt Fiebig.

Besonders die Türkei als drittbeliebteste Reiseregion der Deutschen in 2015 ist dieses Jahr das Sorgenkind: Die Buchungen gingen um 40 Prozent zurück. Der Grund: Im Januar hatte ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Ähnliche Buchungseinbußen gab es für die Reiseziele Ägypten und Tunesien. Doch nicht nur diese Länder haben mit sinkenden Touristenzahlen zu kämpfen. Laut Angaben des Marktforschungsinstituts GfK haben dieses Jahr bisher insgesamt knapp eine Million Deutsche weniger als 2015 ihren Sommerurlaub bereits gebucht.

Fiebig hat dennoch Hoffnung auf eine Wende. "In den letzten zwei Wochen konnten wir eine deutliche Erholung und insgesamt positive Buchungsentwicklung beobachten", erklärt er, "die Deutschen werden auch 2016 nicht auf ihren Urlaub verzichten." Gerade jetzt, da die Bedingungen dank niedriger Arbeitslosenquote und geringer Inflationsrate eigentlich gut für ein erfolgreiches Reisejahr aussähen.

Gefragt seien nun vor allem Reiseziele im westlichen Europa wie Spanien, Portugal oder Italien und Deutschland. Auch die Nachfrage nach Griechenland-Urlauben ziehe trotz Flüchtlingskrise wieder an. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch bei den traditionellen Ferienzielen in der Türkei und Ägypten wieder mehr Buchungen sehen werden", so Fiebig. Krisen hätten in der Regel nur einen kurzzeitigen Effekt.

(beaw)
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