Düsseldorf ThyssenKrupp verspricht 1,6 Milliarden Euro Gewinn

Düsseldorf · Die Geschäfte laufen gut. Auch im Duisburger Stahlwerk. Konzernchef Hiesinger erhöht seine Gewinnprognose.

Weil der harte Sanierungskurs von Konzernchef Heinrich Hiesinger schneller als gedacht Früchte trägt, will ThyssenKrupp das laufende Geschäftsjahr nun mit 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro Gewinn abschließen. Bislang waren nur 1,5 Milliarden Euro angekündigt. "Wir haben jetzt wieder eine gute Basis", sagte Finanzchef Guido Kerkhoff gestern bei einer Telefonkonferenz.

Wegen eines verkorksten Stahlwerkbaus in Brasilien, der Beteiligung an mehreren Kartellen und diversen Management-Skandalen konnte Hiesinger ThyssenKrupp nur noch mit einem Komplettumbau retten. Er verkaufte fast ein Viertel des Konzernumsatzes und tauschte den kompletten Konzernvorstand aus.

Als Problembereich galt lange das Stahlgeschäft, dessen größte Einheit in Duisburg über 10 000 Mitarbeiter beschäftigt. Auch hier ist die Trendwende geschafft: Im zweiten Quartal erwirtschaftete die europäische Stahlsparte operativ ein Ergebnis von 113 Millionen. Das entspricht beinahe einer Verdopplung, obwohl die Branche mit massiven Überkapazitäten zu kämpfen hat. Die Arbeitszeitverkürzung, die Hiesinger seinen Stahlkochern abgerungen hat, zahlt sich nun offenbar aus.

Insgesamt steigerte der Stahl- und Industriekonzern den Gewinn im laufenden Geschäft im Vergleich zum zweiten Quartal 2014 um fast ein Drittel auf 405 Millionen Euro. Neben dem harten Sparprogramm profitierte ThyssenKrupp als exportstarkes Unternehmen auch vom schwachen Euro. Zudem legten die Aufzugssparte und das Autozuliefer-Geschäft zu, das der Konzern jetzt vor allem in den USA ausbauen will.

Unter dem Strich stand trotzdem ein Gewinnrückgang um 82 Prozent auf 50 Millionen Euro. Grund ist der verunglückte Verkauf der Edelstahl-Sparte an den finnischen Konzern Outokumpu. Nachdem die Finnen in eine Schieflage gerieten, musste ThyssenKrupp Teile des Geschäftes zurücknehmen und anderweitig verkaufen. So ging der Edelstahl-Hersteller VDM vor wenigen Wochen an den Finanzinvestor Lindsay-Vogel-Goldberg. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart - aber bei ThyssenKrupp führte der Verkauf zu einem Buchverlust von gut 100 Millionen Euro, was den größten Teil des Gewinnrückganges im zweiten Quartal erklärt.

Auf der Verkaufsliste stehen weiterhin das Stahlwerk in Brasilien sowie die italienische Edelstahl-Tochter AST. Aktuell plagen den Konzern 4,6 Milliarden Euro Schulden.

(RP)
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