Essen ThyssenKrupp hofft auf Milliardengewinn

Essen · Die Werke in Brasilien und den USA schreiben deutlich bessere Zahlen, während Bereiche abseits des Stahlgeschäftes wachsen. Doch das Sparprogramm geht weiter – Betriebsrat und IG Metall machen gegen den Vorstand mobil.

ThyssenKrupp hat Ende 2013 wegen neuer Abschreibungen zwar wieder einen Verlust von 69 Millionen Euro geschrieben, doch insgesamt geht es mit dem Dax-Konzern nach Jahren schwerer Krise bergauf. Diesen Trend zeigen die gestern verkündeten Quartalszahlen. Die Aktie sprang zeitweise um fünf Prozent hoch und notiert so gut wie seit zwei Jahren nicht.

So verdoppelte sich das operative Ergebnis auf fast 247 Millionen Euro. "Wir sind mit einem guten ersten Quartal gestartet", sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Er bekräftigte, dass der Konzern im Ende September endenden Geschäftsjahr einen operativen Gewinn von einer Milliarde Euro erreichen will. Allerdings steht mit Betriebsrat und IG Metall Streit an, weil Thyssen rund 1500 Stellen bei internen Dienstleistungen streichen will sowie hunderte weitere Stellen verlagern will. "Das lehnen wir klar ab", sagt Betriebsratschef Wilhelm Segerath unserer Zeitung.

Bei dem Sparprogramm geht es um Aufgaben wie Buchhaltung, Rechnungswesen oder Computertechnik, die entweder ganz wegfallen, nach Polen oder in andere Länder abwandern, oder mit einem anderen Tarifvertrag von Berlin aus erledigt werden sollen.

Erste Sondierungen zu dem Thema hat der Betriebsrat abgebrochen. Jetzt gehen Vorstand und Arbeitnehmer auf Konfrontation: Für den 25. Februar haben IG Metall und Betriebsrat zu einer Demonstration am Konzernsitz aufgerufen. Finanzvorstand Guido Kerkhoff signalisierte gestern dagegen Entschlossenheit. Es bleibe dabei, dass dieses und nächstes Jahr die Kosten um jeweils 850 Millionen sinken müssten – "das wird nun systematisch abgearbeitet", sagte Kerkhoff. Gespräche mit dem Sozialpartner würden aber trotzdem gesucht, sagte der frühere Telekom-Vorstand.

Ungeachtet des Streits gibt es aber eine Reihe von Lichtblicken. So ist eine Erholung bei den zwei Stahlwerken in Brasilien und den USA unverkennbar. Vor einem Jahr schrieben sie einen operativen Verlust von 100 Millionen Euro, dieses Quartal waren es bei "Steel Americas" nur rund 17 Millionen Euro. Einerseits profitieren die Werke von steigenden Stahlpreisen in den USA, andererseits hilft es enorm, dass die brasilianische Währung Real um rund 20 Prozent gegenüber Dollar und Euro abwertete. "Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit von unserem Werk", freut sich Kerkhoff.

Zweiter Lichtblick ist das Wachstum der Dienstleistungs- und Industriebereiche abseits des traditionellen Stahlgeschäftes. Und weil das USA-Werk sowieso den Konzern verlässt und Brasilien auf Dauer auch abgegeben werden soll, spielen diese Bereiche beim Umbau des Konzerns eine immer größere Rolle.

So konnte das Industriegütergeschäft mit dem Autozulieferbereich, der Aufzugssparte sowie dem Großanlagenbau seinen operativen Gewinn um 17 Prozent auf 412 Millionen Euro steigern.

Allerdings geht es dem deutschen und europäischen Stahlgeschäft als ursprünglichem Kern des Konzerns alles andere als gut. Die verkauften Mengen seien zwar stabil, erklärte der Vorstand, doch wegen niedriger Preise sank das operative Ergebnis von 30 Millionen Euro auf äußerst magere 19 Millionen Euro.

(RP)
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