Essen Thyssengas trennt sich von Chef

Essen · Aufsichtsrat beendet die Zusammenarbeit mit Axel Botzenhardt.

Beim Gastransporteur Thyssengas herrscht Unruhe. Ein halbes Jahr, nachdem die australische Bank Macquarie das Essener Unternehmen an den französischen Versorger EdF und den niederländischen Infrastrukturfonds DIF verkauft hat, trennen sich die neuen Eigentümer von Thyssengas-Chef Axel Botzenhardt (49).

"Der Aufsichtsrat hat einstimmig entschieden, die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Botzenhardt zu beenden und ein Verfahren zur Beendigung seines Vertrages einzuleiten", teilte Thyssengas mit. Solche Formulierungen sind ungewöhnlich und lassen auf Streit schließen, zumal Thyssengas auch keinen Nachfolger präsentieren kann. Darüber werde noch entschieden, zunächst werde Vize-Chef Bernd Dahmen die Geschäftsführung übernehmen, hieß es. Zudem muss die Netzagentur noch Stellung nehmen, da es sich um reguliertes Geschäft handelt, das sie überwacht.

In Branchenkreisen heißt es, Botzenhardt habe sich andere, strategische Eigentümer gewünscht und mit Thyssengas auch noch groß hinaus gewollt. Die neuen Eigentümer seien dagegen "nur" an der Fortführung der Geschäfte und verlässlichen Renditen interessiert. Zur Frage des Streits sagte ein Thyssengas-Sprecher: "Wir gehen davon aus, dass es eine einvernehmliche Einigung mit Botzenhardt geben wird." Zugleich betonte er, dass sich an der Strategie nichts ändern werde.

Thyssengas ist Betreiber eines 4200 Kilometer langen überregionalen Gasnetzes, das vor allem in NRW liegt. Das Unternehmen (280 Mitarbeiter, 216 Millionen Euro maximale Erlöse) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1921 war es als Transporteur von Kokereigas gegründet worden und betrieb die erste deutsche Ferngasleitung von Duisburg-Hamborn bis Wuppertal. Thyssengas entwickelte sich zum Erdgas-Transporteur und leitet Gas aus den Niederlanden, Russland und Norwegen durch. 2003 übernahm RWE die Gesellschaft komplett, die eine "kleine Ruhrgas" wurde, angeblich für 700 Millionen Euro. 2011 verkaufte RWE sie, angeblich für 400 Millionen Euro, an Macquarie weiter. Nun ist das Geschäft zurück in Versorgerhand.

(anh)
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