Essen Thyssen wirbt für Kapitalerhöhung

Essen · Die Krupp-Stiftung könnte auch mit einem kleineren Anteil dominant bleiben.

Indirekt, aber in Wahrheit äußerst klar, wirbt ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger für die schon lange diskutierte Kapitalerhöhung des Konzerns.

Er sähe "in allen Bereichen des Konzerns enormes Potenzial", erklärt er in einem Interview des "Spiegel". Gleichzeitig verweist Hiesinger darauf, dass der verstorbene Vorsitzende der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, öffentlich erklärt habe, sich einer Kapitalerhöhung "nicht widersetzen" zu wollen. Und als Kernpunkt sagt Hiesinger, dass es doch kein Problem sei, wenn die Krupp-Stiftung nach einer Kapitalerhöhung weniger als 25 Prozent der Anteile habe: "Es geht letztlich nicht darum, wie viel Prozent die Stiftung hält, sondern um ihr Entsenderecht in den Aufsichtsrat und wie man dort Mehrheiten bekommen und ungewollte Entscheidungen verhindern kann. Dafür reicht auch weniger, etwa 20 Prozent."

Die Aussage von Hiesinger lässt sich nicht nur als Plädoyer für eine Kapitalerhöhung verstehen. Indirekt plädiert er dagegen, ein Hilfsangebot von RAG-Stiftungschef Werner Müller anzunehmen. Der hatte der Krupp-Stiftung angeboten, ihr mit einem Aktienkauf oder einem Kredit zu helfen, um auch nach einer Kapitalerhöhung 25 Prozent an ThyssenKrupp zu halten.

Zum Verständnis von Hiesingers Haltung muss man die Zusammensetzung des Aufsichtsrates von ThyssenKrupp kennen: Zehn der 20 Sitze besetzen die Arbeitnehmer. Drei der zehn Sitze der Kapitalseite hält die Krupp-Stiftung. Selbst wenn es nur noch zwei sind, reicht das mit der IG Metall, um eine Zerschlagung von Thyssen zu blockieren, selbst wenn "fremde Aktionäre" die Mehrheit kaufen würden.

(RP)
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