Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte bereits vor Tagen ein Umdenken signalisiert, als er nicht mehr ausschloss, das verlustreiche brasilianische Werk selbst weiterzubetreiben. Ein Sprecher bekräftigte gestern lediglich, dass sich der Konzern "unverändert in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem führenden Bieter" befinde und zugleich mit weiteren Interessenten spreche.

Außerdem gab Thyssen gestern bekannt, dass der scheidende Telekom-Chef René Obermann zum 1. November als neuer Aufsichtsrat ernannt wurde – der 50-Jährige hat mit Problemen bei angeschlagenen Überseebeteiligungen viel Erfahrung und gilt als Anhänger von langfristig wertschaffenden Strategien.

Konkret scheint Thyssen zu prüfen, den brasilianischen Stahlkonzern CSN oder ArcelorMittal zu Partnern des Werkes bei Rio de Janeiro zu machen. Dabei gilt CSN auch als möglicher Käufer des ganzen Werkes. Doch die Gespräche ziehen sich hin. Knackpunkt scheint nicht nur der Preis zu sein. Auch Abnahmeverpflichtungen, die Thyssen gegenüber dem Rohstoffkonzern Vale eingegangen sei, erschweren eine Einigung. Vale ist Minderheitseigentümer des Werkes.

Beim Pokern um die Zukunft des Werkes hat Hiesinger noch unlängst einen Verbündeten gewonnen. Der schwedische Fonds Cevian stockte seinen Anteil auf 5,2 Prozent auf. Für Verunsicherung an der Börse sorgte dagegen der Hinweis des "Handelsblatts", Thyssen könne in Brasilien eventuell weitere hohe Investitionen bei dem Werk wagen.