Essen Thyssen hofft auf Milliarden

Essen · Heinrich Hiesinger, der Vorstandsvorsitzende von ThyssenKrupp, hat unerwartet klar betont, dass er trotz Gegenwind an einen erfolgreichen Verkauf der Stahlwerke in Brasilien und den USA glaubt. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" nannte er als minimal zu erreichenden Preis sieben Milliarden Euro – so hoch sei der Buchwert der Anlagen bei Rio de Janeiro und in Alabama, und er wolle nicht unter diesem Buchwert verkaufen.

Als Ergebnis hätte der Essener Konzern dann genug Geld, um den Schuldenberg von sechs Milliarden Euro zum Teil zu tilgen und um Geld in die Expansion des Industriebereiches zu stecken. Hiesinger: "Dann haben wir genügend Geld für die anderen Geschäfte. In den nächsten Jahren sollen das sicher einige Milliarden Euro sein."

Hiesinger räumte ein, dass es wahrscheinlich nicht gelingen werde, die beiden Fabriken als Duo zu verkaufen. Denn der geplante enge Produktionsverbund macht keinen Sinn mehr: Ursprünglich hatte man gehofft, dank niedriger Löhne in Brasilien billige Stahlblöcke zu fertigen, die dann in Alabama weiterverarbeitet werden. Tatsächlich ist die brasilianische Währung aber deutlich gestiegen, ebenso die Löhne dort – die Vision vom Billigstandort ist ausgeträumt.

Hiesinger berichtet auch, dass die Euro-Krise Deutschlands führendem Stahlkonzern stark zusetzt. Einen Hochofen habe man bereits abgestellt, Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. Er hofft aber auf neue Aufträge, um Entlassungen vermeiden zu können.

Zusätzlich gibt der Chef von fast 200 000 Menschen einige Einblicke in sein Privatleben: Er schalte sein Handy nachts, am Wochenende und im Urlaub aus. Er habe es auch nie mit am Esstisch. Und zur Entspannung gehe er mit seiner Frau und dem Hund spazieren oder arbeite mit ihr im Garten – ein typischer Ruhrbaron hatte früher ein anderes L eben.

(RP)
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