Mehr als 400 Millionen Euro an Forderungen Gläubiger wollen Millionen von Middelhoff

Düssseldorf · Seit April ist der 62-Jährige nicht mehr in Haft. Doch die Vergangenheit lässt ihn noch lange nicht los. Die Gläubiger melden Forderungen von über 400 Millionen Euro an. Der Insolvenzverwalter macht ihnen wenig Hoffnung

Managerabstürze: Middelhoff, Homm, Zumwinkel
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Seit fünf Monaten ist der im November 2014 zu drei Jahren Haft verurteilte Thomas Middelhoff wieder auf freiem Fuß. Seine angegriffene Gesundheit war seinerzeit der Grund für die Haftverschonung. Seither tritt der frühere Chef des Handelskonzerns Arcandor nur noch dann in der Öffentlichkeit auf, wenn das unumgänglich ist.

Vor dreieinhalb Wochen war so ein Termin, da musste Middelhoff im Landgericht Bielefeld sozusagen eine Fernvernehmung durch den Münchener Richter Guido Kotschy über sich ergehen lassen. Aber erhellend soll das alles nicht gewesen sein.

Es wundert nicht, dass Middelhoff sich selbst gestern auch den Weg ins Amtsgericht Bielefeld ersparte. Auch wenn er als Person im Mittelpunkt stand, weil es um seine Privatinsolvenz ging. In Ostwestfalen, am Wohnort Middelhoffs, trafen sich Vertreter von etwa 30 Gläubigern, denen der Ex-Manager Geld schuldet.

Insolvenzverwalter Thomas Fuest hat in Bielefeld einen Bericht zur Lage abgegeben. Mehr als 400 Millionen Euro an Forderungen sind angemeldet worden, anerkannt sind gerade mal 1,6 Millionen, wie Fuest gesagt hat. Vermutlich hat er den Gläubigern klargemacht, dass sie beim Kampf um ihr Geld einen ziemlich langen Atem brauchen. Es kann nämlich noch Jahre dauern, bis klar ist, wie viel an Rückzahlung aus der verbliebenen Masse zu erwarten ist.

Middelhoffs Vermögen gilt als kompliziertes Geflecht. Klar scheint derzeit unter anderem der Wert der zu Repräsentationszwecken genutzten Villa in Bielefeld - die wird auf knapp dreieinhalb Millionen Euro veranschlagt. Aber gleichzeitig laste auf der Immobilie noch eine Hypothek von rund 1,6 Millionen Euro zugunsten der Düsseldorfer Lampe-Bank, einer Tochter der Bielefelder Oetker-Gruppe. Die Bank hätte demnach ein Absonderungsrecht. Das heißt, die Verwertung der Immobilie brächte der Bank erst einmal ihre Forderung ein, bevor andere Gläubiger zum Zuge kämen.

Was mit anderen Vermögensbestandteilen ist, lässt sich schwer konkretisieren. Middelhoff und seine Frau sind Gesellschafter etlicher Firmen, die zu durchschauen schon nicht einfach ist. Und da in der am Ende für alle unheilvollen Vierer-Beziehung zwischen ihm, der Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz, dem Bankhaus Sal. Oppenheim und dem Immobilienunternehmer Josef Esch fast jeder jeden verklagt hat, könnten am Ende auch die Urteile von Zivilgerichten eine Rolle dafür spielen, welches Vermögen den Middelhoff-Gläubigern überhaupt noch zur Verfügung steht.

Middelhoff streitet mit Sal. Oppenheim, mit Esch, auch mit dem Unternehmensberater Roland Berger. Seit dem Jahr 2009 blockiere Sal. Oppenheim seine Festgeldkonten, hat Middelhoff mal gesagt. Geklagt hat er dann vor dem Landgericht Köln. Aber auch hier sind die Beteiligten von einer Entscheidung offensichtlich noch weit entfernt.

So lasten die Schatten der Vergangenheit auf Middelhoff und denen, die ihn auf der Suche nach ihrem eigenen Geld jagen. Insolvenzverwalter Fuest hat das Vermögen des einstigen Strahlemannes seit 2009 durchleuchtet. Damals stellte Arcandor Insolvenzantrag, und es gibt den Verdacht, schon damals habe Middelhoff die Insolvenz gedroht. Wäre das nachzuweisen, könnten Vermögensübertragungen, die danach erfolgt sind, vom Insolvenzverwalter angefochten werden.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" geht es dabei auch um knapp 2,5 Millionen Euro, die kurz vor dem Insolvenzantrag für Middelhoff an eine Anwaltskanzlei geflossen sein sollen, die den Manager beriet. Zu dem Zeitpunkt hätten auch Sal. Oppenheim, die Sparkasse Köln-Bonn und ein Berliner Immobilienfonds noch einmal "zugegriffen". Fuest hat gestern nur gesagt, er habe Zahlungen an Middelhoff-Anwälte angefochten. Weitere Aussagen zu dem Thema macht derzeit niemand.

(RP)
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