Essen Middelhoff kommt vor Strafgericht
Essen · Der Ex-Chef von Arcandor und Bertelsmann wird der Untreue beschuldigt.
Seine Zeit beim Handelskonzern Arcandor hat für den früheren Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff ein strafrechtliches Nachspiel. Die 15. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Essen habe eine Anklage gegen Middelhoff "in vollem Umfang zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet", teilte das Gericht mit. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte Middelhoff vorgeworfen, "die Arcandor AG mit betriebsfremden Kosten belastet zu haben".
Konkret geht es um den Vorwurf der Untreue in mehreren Fällen. Middelhoff habe etwa private Charterflüge über das Unternehmen abgerechnet, hatte die Anklagebehörde erklärt. Insgesamt gehe es um einen Betrag zumindest "im hohen sechsstelligen Bereich". Middelhoff und seine Anwälte Sven Thomas und Winfried Holtermüller erklärten, die Hauptverhandlung werde zeigen, dass sich der Manager korrekt verhalten habe.
Der frühere Bertelsmann-Chef hatte 2004 beim Arcandor-Vorläufer KarstadtQuelle den Aufsichtsratsvorsitz übernommen. Im folgenden Jahr war er Vorstandsvorsitzender geworden. Im Juni 2009 schlidderte Arcandor in die Pleite. Die Warenhaus-Tochter Karstadt wurde später an den Milliardär Nicolas Berggruen verkauft. In Folge der Pleite gibt es zahlreiche juristische Auseinandersetzungen. In Zivilverfahren wird etwa Schadenersatz gefordert —auch von Middelhoff.
Im Prozess gegen mehrere Manager des Bankhauses Sal. Oppenheim, das durch sein Arcandor-Engagement fast in den Ruin getrieben wurde, hat der Zeuge Alexander Dibelius gestern seine Verhandlungen mit Middelhoff geschildert. In hektischen Telefonaten habe sich Middelhoff im Herbst 2008 um neue Finanzspritzen für den angeschlagenen Handelskonzern bemüht, berichtete Dibelius, Chef der Bank Goldman Sachs. Er, Dibelius, habe das aber ablehnen müssen und Middelhoff empfohlen, es bei Sal. Oppenheim zu probieren. Goldman Sachs war Hauptvermieter der Karstadt-Filialen.
