Kein gutes Jahr Vorwerk kämpft mit Flaute beim Thermomix

Wuppertal · Das Wuppertaler Familienunternehmen Vorwerk muss auch 2018 einen Umsatz-Rückgang verkraften. Vor allem das so wichtige Thermomix-Geschäft schwächelt. Hoffnung machen sollen der neue TM6 und das Markt-Potenzial in China.

 Das Vorgänger-Modell des Thermomix TM6, der TM5.

Das Vorgänger-Modell des Thermomix TM6, der TM5.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ein idyllischeres Ambiente hätte sich Vorwerk für die Jahrespressekonferenz nicht aussuchen können. Das Familienunternehmen hatte zum neuen Produktionsstandort nach Wuppertal-Laaken eingeladen. Hier sind der neue Sitz der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie ein neues Motorenwerk entstanden. Im Grünen gelegen, sind beide Gebäude nur durch die Wupper getrennt.

Doch während diese Bauarbeiten in Kürze abgeschlossen sind, bleiben Vorwerk viele Baustellen noch auf längere Zeit erhalten. Denn 2018 waren die Verkaufszahlen bei der Küchenmaschine Thermomix und den Staubsaugern erneut rückläufig. Insgesamt ging der Konzernumsatz von 2,9 Milliarden Euro (2017) auf 2,79 Milliarden zurück. Auch das operative Jahresergebnis lag nach Angaben Vorwerks erheblich unter dem Vorjahr. Genaue Zahlen nannte Reiner Strecker, einer der beiden persönlichen haftenden Gesellschafter des Unternehmens, nicht.

Zwar bleibt der Thermomix mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro weiterhin der umsatzstärkste Geschäftsbereich. Doch auch die Küchenmaschine büßte beim Umsatz einen Verlust von 3,6 Prozent ein. „Das operative Ergebnis blieb gravierend, der Umsatz erheblich unter den Erwartungen“, heißt es im Geschäftsbericht. Wie schlecht die Verkaufszahlen waren, zeigt der Blick auf die Märkte: Im stärksten Vertriebsland Deutschland betrug das Minus des Thermomix-Umsatzes 14,8 Prozent. Noch deutlich war der Rückgang in Frankreich (minus 21,4) und Italien (19,7 Prozent).

Wenig besser sah es im Geschäftsbereich Kobold aus. Die Staubsauger-Sparte büßte mehr als vier Prozent an Umsatz ein (757 Millionen Euro). Auch hier hieß es im Geschäftsbericht, dass der Umsatz „erheblich“ und das „operative Ergebnis signifikant unter den Erwartungen“ lag.

Auch im Kosmetik-Bereich (Jafra Cosmetics) war der Umsatz-Rückgang deutlich, der Umsatz fiel von 363 Millionen Euro auf 336 Millionen. Ebenso schwach entwickelte sich das Geschäft mit den Bodenbelägen (Vorwerk flooring) mit einem Rückgang von 16,2 Prozent. Den einzigen geringen Zuwachs verzeichnete die akf-Gruppe (Finanzdienstleister), deren Umsatz sich von 446 auf 450 Millionen Euro verbesserte.

Um das Blatt wieder zu wenden, hat Vorwerk bereits damit begonnen, den Konzern kräftig umzukrempeln. Bis zu 500 Millionen Euro soll die Neuausrichtung mit Investitionen in Infrastruktur und digitale Geschäftsmodelle kosten, teilte Strecker mit. Doch wie das Handelsblatt im Dezember unter Berufung auf ein Papier der von Vorwerk beauftragten Unternehmensberatung Boston Consulting berichtete, geht die Neuausrichtung mit dem Abbau von mehr als 300 Stellen einher – die meisten davon in Deutschland. „Das ist weiterhin gültig“, bestätigte Strecker. Derzeit liefen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, um den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Doch neben den miesen Zahlen geriet für Vorwerk im Vorjahr auch die Einführung der Teemaschine Temial zum Reinfall. Aufgrund von Software-Problemen beim 600 Euro teuren Gerät mussten die Lieferungen für einige Wochen eingestellt werden. „Der Start war nicht so, wie wir ihn uns vorgestellt haben“, räumte Strecker ein.

Die Hoffnungen ruhen nun auf dem neuen Thermomix TM6, das kürzlich auf den Markt kam (Preis 1359 Euro). Wie viele TM6-Modelle bislang verkauft wurden, teilte Strecker am Donnerstag zwar nicht mit. Doch die Nachfrage sei hoch und dadurch „der Start in das Jahr 2019 vielversprechend“. Zwar sei der Konzernumsatz in den ersten vier Monaten mit 845 Millionen Euro erneut rückläufig (2018: 871). Allerdings nur, weil ein Großteil der Bestellungen des neuen Thermomix noch nicht mit eingerechnet sei. Das Volumen der bestellten, aber noch nicht ausgelierferten TM6-Modelle liege bei 152 Millionen Euro. Hoffnungen setzt Vorwerk beim Thermomix-Geschäft vor allem in den chinesischen Markt. „Dort erleben wir außerordentliche Erfolge“, sagte Strecker. Aufgrund von Wachstumsraten von mehr als 100 Prozent rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro.

2018 seien zudem 40 Millionen Euro für den Bereich „Digital“ bereitgestellt worden, der für die Zukunft eine immense Bedeutung habe. Vorwerks digitales Rezept-Portal Cookidoo habe bereits mehr als 1,25 Millionen zahlende Kunden. Doch in der Digitalisierung liegen für die Wuppertaler Chancen und Probleme zugleich. Denn die Kosten für die Digitalisierung der Thermomix-Modelle vom TM31 zum TM6 sind rasant gestiegen. Die gestiegenen Kosten könne man aber nicht komplett an den Kunden weitergeben. „Deshalb müssen wir an anderer Stelle sparen“, sagte Hendrik Wehr, der Geschäftsführer Produktion im Bereich Engineering.

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