Essen Teyssen verlängert bis 2021 als Eon-Chef

Essen · Arbeitnehmer fürchten, dass Uniper geopfert wird. Bei Eon gelten zugleich zwei Vorstände als Teyssens Kronprinzen.

Eon-Chef Johannes Teyssen sieht sich vom Ruhestand noch weit entfernt. Das hat der 58-Jährige in den vergangenen Monaten immer wieder klar gemacht. Mit einem harten Lauftraining hält der Düsseldorfer sich fit - aus dem gemütlichen Manager von einst ist ein Asket geworden. Und er hat als solcher auch noch genug Kondition für eine weitere Amtszeit. Nun will der Aufsichtsrat des Essener Konzerns auf seiner Sitzung am 29. September empfehlen, den Ende 2018 auslaufenden Vertrag von Teyssen bis Ende 2021 zu verlängern, wie unsere Redaktion aus Aufsichtsratskreisen erfuhr. Formal soll der Vertrag dann im Januar verlängert werden.

Damit bekommt Teyssen auch noch ein paar Jahre Zeit, seine Gesamtbilanz zu verbessern. Eon hat in seiner Zeit, in die die Energiewende und das Unglück von Fukushima fielen, mehrfach Milliardenverluste eingefahren. Im vergangenen Jahr machte Eon einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro.

Zugleich stellte der Konzern die Weichen für die Zeit nach Teyssen. Denn auch Leonhard Birnbaum, im Eon-Vorstand für Netze, Ökostrom und das Politikgeschäft zuständig, soll länger bleiben. Birnbaums Vertrag läuft im Juni 2018 aus, er soll um fünf Jahre verlängert werden, wie es heißt. Das will der Aufsichtsrat in der nächsten Woche beschließen. Die Eon-Sprecherin sagte dazu: "Wir äußern uns zu Personalentscheidungen erst, wenn sie getroffen sind."

Damit rutscht der Chemieingenieur Birnbaum (50), der vor vier Jahren vom Konkurrenten RWE zu Eon gewechselt war, zugleich in die Rolle des Kronprinzen. Bei Eon ist es üblich, den künftigen Chef im eigenen Haus "heranzuziehen".

Als weiterer, möglicher Kronprinz wird im Konzern aber auch der Physiker Karsten Wildberger (48) gehandelt, der im Vorstand zuständig ist für den Vertrieb und das Zukunftsgeschäft Digitales. Eine Konstellation, wie sie nach Teyssens Geschmack sein dürfte: zwei gleich starke Konkurrenten, die sich gegenseitig beäugen, statt ihn womöglich vorzeitig vom Thron zu stoßen.

Die Arbeitnehmervertreter sollen beide Vertragsverlängerungen mittragen, heißt es weiter. Zugleich gibt es bei ihnen aber massive Kritik am Umgang von Teyssen mit der Kraftwerkstochter Uniper. Und hier sehen manche gar einen Zusammenhang: Am Vortag hatte Eon öffentlich gemacht, dass man in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem finnischen Versorger Fortum ist, der Eons Beteiligung von 46,65 Prozent an Uniper Anfang 2018 komplett übernehmen soll. Damit hätte Teyssen binnen einen Jahres reinen Tisch gemacht - die Bücher per Milliardenabschreibungen bereinigt, Uniper abgespalten, an die Börse gebracht und den Komplettverkauf eingeleitet. Der Weg in Eons Zukunft mit stabilen Gewinnen aus dem Netzgeschäft und wachsenden Gewinnen aus dem Ökostrom-Geschäft wäre frei.

"Sind wir etwa die Morgengabe für die Vertragsverlängerung von Herrn Teyssen?", heißt es. Fortum hat dagegen mehrfach betont, dass man Uniper nicht übernehmen, sondern sich nur beteiligen wolle. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Fortum einen Partner ins Boot holt, der das deutsche Kraftwerksgeschäft von Uniper übernimmt. RWE gilt als ein Interessent.

Angesichts der Milliardenverluste hätte es im Aufsichtsrat jedenfalls durchaus auch Diskussionen geben können, ob Teyssen der richtige Mann für die grüne Zukunft von Eon ist. Auf den Hauptversammlungen hatte sich der Jurist auch immer wieder herbe Kritik für die Fehlschläge in Brasilien und Südeuropa sowie den verspäteten Einstieg in den Ökostrom anhören müssen. Doch trotz aller Rückschläge blieb Teyssen letztlich immer fest im Sattel. Auch Aufsichtsrats-Chef Karl-Ludwig Kley schätzt ihn. Also bleibt Teyssen Mr. Eon.

(anh)
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