Anstieg der Energiekosten Teures Gas – was Kunden tun können

Düsseldorf · Politiker von CDU und FDP fordern einen Importstopp für russisches Gas. Das würde die Preise aber weiter steigen lassen. Wie Kunden jetzt schon ihre Heizkosten beeinflussen können.

 Gasflammen auf einem Küchenherd

Gasflammen auf einem Küchenherd

Foto: dpa/Marijan Murat

Mit der Aussage hat FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit Sicherheit nicht auf der Linie der Bundesregierung gelegen: „Wladimir Putins Drohung, Nord Stream 1 abzuschalten, zeigt, dass ihn unsere Sanktionen hart treffen. Wir müssen jetzt das Heft des Handelns in der Hand behalten und ein neues Kapitel Gas und Öl aufschlagen. Deutschland muss den Importstopp dieser Rohstoffe aus Russland sofort umsetzen“, twitterte die Freidemokratin am Mittwoch.

Damit konnte sich die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Unterstützung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sicher sein. Deren Vorsitzender und CDU-Parteichef Friedrich Merz bezeichnete einen Importstopp über Nord Stream 1 angesichts der „massiven Kriegsverbrechen Russlands“ als „notwendige Eskalation“. „Das ist eine Einschränkung der Gasversorgung der Bundesrepublik Deutschland, die damit einher geht. Wir sind der Meinung, dass wir das akzeptieren müssten angesichts der Lage, die dort entstanden ist“, sagte Merz.

Ob und, wenn ja, wann sich die Bundesregierung solchen Forderungen beugen könnte, bleibt offen. Der russische Lieferant Gazprom hat jedenfalls am Mittwoch erklärt, über den Transitweg Ukraine würden weiterhin knapp 110 Millionen Kubikmeter täglich geliefert, und damit versucht, Versorgungssicherheit zu signalisieren. Man kann wohl davon ausgehen, dass bei einem Importstopp die Preise für die deutschen Endkunden noch stärker steigen würden, als sie es bisher schon getan haben.

Mehr denn je würde sich dann für Verbraucher die Frage stellen: Was kann ich jetzt selbst tun, um die gestiegenen Gaspreise wenigstens zum Teil aufzufangen? Ein Überblick mit einigen Tipps

Anbietercheck Niemand wird künftig von steigenden Energiepreisen verschont, das ist abseits des Krieges schon durch den klimagerechten Umbau der Wirtschaft und die Mehrkosten auch für Verbraucher bedingt. Preisstabilität gilt zunächst noch für jene, deren Verträge noch laufen und die mit ihrem Anbieter über einen festgelegten Zeitraum feste Preise vereinbart haben. Aber danach werden auch diese Kunden mehr zahlen müssen. Da lohnt es auf jeden Fall, die Preise verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen – wenngleich die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass manche Unternehmen vom Markt verschwinden werden und dadurch das Angebot verknappt wird.

Heizkosten Ein Prozent weniger Raumtemperatur bedeutet sechs Prozent weniger Heizkosten. Das sagen Verbraucherschützer und Energieexperten immer wieder. In vielen Räumen, in denen man sich nicht ständig aufhält, reichen demnach 16, im Schlafzimmer auf jeden Fall 18 Grad. Experten raten auch dazu, die Heizung niemals komplett abzuschalten, weil das Hochfahren zu viel Energie kostet.

Beim Lüften gilt: Fenster am besten komplett öffnen und für Durchzug sorgen, anstatt die Fenster nur zu kippen. Verbraucher könnten dadurch pro Heizsaison 200 Euro sparen, heißt es.

Smarte Thermostate können bei der Regulierung der Raumtemperatur helfen. Und die Heizung sollte man rechtzeitig entlüften. Passiert das nicht, wird der Heizkörper nicht warm oder heiß, obwohl die Heizung auf vollen Touren läuft.

Und die politische Botschaft der Bundesregierung zum Sparen bei den Heizkosten: Man könne über einen geringeren Verbrauch und den daraus folgenden geringeren Energiebedarf aus russischen Quellen sogar „Putin ein bisschen schaden“, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gesagt.

Staatliche Hilfe Im Juli wird die EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom abgeschafft. Nach Berechnungen des Verbraucherportals Verivox spart damit ein Haushalt, der 4000 Kilowattstunden Strom verbraucht, 89 Euro pro Jahr. Außerdem gibt es einen einmaligen Heizkostenzuschuss für Geringverdiener. Wer Wohngeld bezieht und alleine lebt, soll 135 Euro bekommen, ein Zwei-Personen-Haushalt 175 Euro. Für jede weitere Person kommen 35 Euro dazu. Das finden nicht nur Verbraucherschützer in Deutschland zu wenig. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) hat am Mittwoch einen höheren Zuschuss für Betroffene gefordert. Denn die Entscheidung, der Bundesregierung, die ärmeren Familien zu unterstützen, sei vor Beginn des Ukraine-Krieges danach gefallen. Seine Argumentation: Danach sind die Energiepreise noch einmal deutlich gestiegen, und darum muss auch der Zuschuss höher ausfallen

(mit dpa)

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