Test von 24 Marken Öko-Test findet Schadstoffe in vielen Haferflocken

Düsseldorf · Gefunden wurden Spuren von Mineralöl, Nickel, Pestiziden und Schimmelpilzgiften. Die Rückstände gelangen über verschiedene Wege in die Produkte und können Folgen für die Gesundheit der Verbraucher haben.

 Haferflocken landen bei vielen Deutschen zum Frühstück auf dem Tisch - sie können aber viele Schadstoffe enthalten.

Haferflocken landen bei vielen Deutschen zum Frühstück auf dem Tisch - sie können aber viele Schadstoffe enthalten.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

In vielen Haferflocken stecken laut „Öko-Test“ Schadstoffe. In einem Test des Verbrauchermagazins zeigte sich, dass Produkte Spuren von Pestiziden, Schimmelpilzgiften, Mineralöl oder Nickel enthielten. In vielen Packungen wurden sogar gleichzeitig mehrere dieser Schadstoffe nachgewiesen.

Öko-Test untersuchte 24 Haferflocken der Sorte „zart“ aus Supermärkten, Discountern, Bio-Läden und dem Reformhaus. Die Artikel kosteten zwischen 47 Cent und 2,40 Euro pro 500 Gramm. Zehn Produkte bekamen die Note „sehr gut“, vier waren „gut“, sechs „befriedigend“, eines „ausreichend“ und drei „ungenügend“. Auffällig dabei ist, dass viele günstige Haferflocken für unter einen Euro genauso gut abschneiden wie etliche Markenprodukte.

Das gesamte Test-Ergebnis zeigt, wie viele Produkte mit Schadstoffen belastet sind. Ein Viertel der Marken war deutlich mit Nickel belastet, eine besonders stark mit Schimmelpilzgiften. Sechs Produkte waren stark mit Mineralöl verunreinigt. Pestizide enthielten zwölf Marken, in einer befanden sich kleine Mengen des Unkrautvernichters Glyphosat. Am besten schnitten durchschnittlich die Bio-Produkte ab.

Einzige Ausnahme sind die „Flocken Hafer Zart“ der Marke Biozentrale, die das Urteil „ungenügend“ bekamen. Die Haferflocken waren nach Angaben von Öko-Test so stark mit Nickel belastet, dass ein Erwachsener mit 60 Kilogramm Körpergewicht die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) definierte tolerierbare Aufnahmemenge pro Tag schon mit einer 50-Gramm-Portion überschreitet. Auch die Spuren von Mineralöl waren „stark erhöht“. Biozentrale kritisiert den Test und weist darauf hin, dass ihr Produkt im Test abgewertet wurde, obwohl die Haferflocken „nach den geltenden lebensmittelrechtlichen Vorgaben zu 100 Prozent verkehrsfähig sind“.

Die zarten Haferflocken der Edeka-Eigenmarke „Gut & Günstig“ waren laut Öko-Test genauso stark mit Nickel belastet. Auch ein erhöhter Wert von Schimmelpilzgiften wurde festgestellt. Beim günstigen Artikel aus dem Discounter Netto („Kornmühle Extra Zarte Haferflocken“) wurde sogar ein noch höherer Wert erreicht. Beide Produkte erhielten ebenfalls die Note „ungenügend“.

Der Lebensmittelhändler Edeka wies die Vorwürfe von sich. Die Behauptung, dass Produkte kritische Mengen enthalten, sei falsch, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion. Sämtliche gesetzlichen Grenzwerte würden deutlich unterschritten. Öko-Test stelle jedoch ein eigenes Bewertungssystem auf, das den Tatsachen nicht gerecht werde. Der Discounter Netto, der zu Edeka gehört, äußerte sich fast genauso.

Mineralöle gehen nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) unter anderem durch Abgase von Erntemaschinen, bei der Herstellung und Verpackung, größtenteils aber aus der Verpackung selbst auf Lebensmittel über – und zwar aus Farbstoffen von recycelten Materialien. Besonders bei trockenen Lebensmitteln mit einer großen Oberfläche wie Mehl, Gries, Reis, Semmelbrösel oder Frühstückscerealien sei das zu erwarten.

Schimmelpilzgifte befielen Getreide entweder auf dem Feld oder bei der Lagerung. Nickel könne natürlicherweise von Pflanzen aus dem Boden aufgenommen werden und sei zuletzt im Rahmen der regelmäßigen Lebensmittelüberwachung in den meisten Haferflockenproben nachgewiesen worden, teilt ein Sprecher des BfR mit.

Die Schadstoffe können erhebliche Folgen für die Gesundheit der Verbraucher haben. Schimmelpilzgifte verursachen unter anderem Erbrechen und Durchfälle und stehen im Verdacht, für Haut-, Leber- und Nierenschäden zu sorgen, das zentrale Nervensystem anzugreifen oder das Immunsystem zu beeinträchtigen. Zudem wird vermutet, dass die Gifte Krebs und Schäden am Erbgut auslösen können, wenn sie über eine längere Zeit und wiederholt aufgenommen werden.

Mineralöle greifen laut Experten die Leber an und führen zu Entzündungen in Lymphknoten oder den Herzklappen. Ein Krebsrisiko kann auch in diesem Fall nicht ausgeschlossen werden. Nickel ist dagegen vor allem für Menschen mit einer Nickelallergie gefährlich. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) geht jedoch davon aus, dass weniger als ein Prozent der Allergiker überhaupt auf Nickel in Nahrungsmitteln reagiert.

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