Mülheim/Ruhr Tengelmann will KiK-Filialen in den USA eröffnen

Mülheim/Ruhr · "Wir haben keine Angst vor dem neuen Präsidenten", sagt Unternehmens-Chef Haub.

Der Blick geht wieder nach vorne: Nach dem Verkauf der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann an Rewe und Edeka Ende vergangenen Jahres, plant die Unternehmensgruppe Tengelmann befreit für die Zukunft. Obwohl der umstrittene Verkauf einen dreistelligen Millionenbetrag kostete, zieht Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub eine positive Bilanz: Abgesehen von der wirtschaftlichen Belastung des Kaiser's-Verkaufs sei 2016 eines der erfolgreichsten Jahre überhaupt gewesen.

Die Handelsgruppe erzielte im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Nettoumsatz von neun Milliarden Euro - 8,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Gewinn macht Tengelmann traditionell keine detaillierten Angaben.

Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg gibt es viele, da sich der Konzern mehrere Standbeine durch verschiedene Geschäftsfelder geschaffen hat. Die Baumarktkette Obi habe ihre Marktführerschaft mit einem Plus von neun Prozent ausgebaut und steigerte ihren Nettoumsatz auf rund sechs Milliarden Euro. Obi beschäftigt mehr als 45.000 Mitarbeiter in 651 Märkten in elf Ländern. In Köln-Mülheim soll zur Förderung kreativer Ideen ein Campus als Thinktank entstehen.

Auch das Online-Geschäft boomt: Die Plattform Babymarkt.de erzielte einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro - ein Plus von 63 Prozent. Zu den fünf Läden in Nordrhein-Westfalen solle bald ein neuer Standort in Düsseldorf-Bilk hinzukommen, kündigte Haub an.

Einen weiteren wichtigen Anteil an der Planung spielen auch in Zukunft Unternehmensbeteiligungen an Start-up-Unternehmen. Tengelmann hält an dem Bekleidungshändler Zalando vier Prozent und an dem Essen-Lieferdienst Delivery Hero etwa zwei Prozent. "Ich sehe bei beiden sehr viel Potenzial", sagte Haub. Es gebe daher keine Pläne, die Anteile zu verringern.

Für die Zukunft schmiedet Tengelmann große Pläne. "In den nächsten fünf Jahren wollen wir 1,5 Milliarden Euro investieren", kündigte Haub an. Tengelmann plant, mit dem Textildiscounter KiK in die USA zu expandieren. "Vor Ende dieses Jahrzehnts wollen wir im Raum Chicago die ersten Filialen eröffnen." Auch die politischen Spannungen um Donald Trump seien kein Hindernis: "Wir haben keine Angst vor dem neuen Präsidenten", sagte Haub.

Die Filialanzahl soll bis 2022 von derzeit rund 3400 auf 5000 wachsen. Der Discounter erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro und beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter. Auch die Billigwaren-Händler Tedi und Black.de sollen zahlreiche neue Geschäfte eröffnen. Und es könnte noch besser werden: Das laufende Geschäftsjahr, in dem Tengelmann sein 150-jähriges Bestehen feiert, werde nach derzeitiger Prognose das beste Jahr in der Geschichte des Familienkonzerns.

Trotz internationaler Ausrichtung bleibt NRW die Heimat von Tengelmann. Karl-Erivan Haub begrüßte die neue Landesregierung und äußerte erste Wünsche. "NRW muss wieder stattfinden", sagte er. Nur wenn das Umfeld offener für Innovationen sei, könne NRW auch Gründer halten.

(mba)
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