Der Handelskonzern baut seine Holding um Tengelmann streicht mehr als 200 Stellen

Mülheim/Ruhr · Die Tengelmann-Holding bekommt eine neue Heimat in Mülheim. Sie soll deutlich schlanker werden. Den Jobabbau will der Konzern sozialverträglich gestalten.

 Die Tengelmann-Zentrale in Mülheim/Ruhr.

Die Tengelmann-Zentrale in Mülheim/Ruhr.

Foto: Tengelmann

Der Handelskonzern Tengelmann steht vor einem Umbau mit gravierenden Einschnitten in die Belegschaft. Die Holdinggesellschaft der Gruppe, zu der unter anderem der Textilhändler Kik, die Baumarktkette Obi, der Online-Babyausstatter babymarkt.de und der Kapitalgeber Tengelmann Ventures gehören, soll deutlich verkleinert werden und an einen anderen Standort in der Stadt verlegt werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die Holding soll sich auf strategische Zusammenarbeit mit den Beteiligungsfirmen und wenige Dienstleistungen für diese beschränken. Operative Aufgaben, die bisher die Beschäftigten in der Tengelmann-Zentrale erledigt haben, sollen die Töchter selbst übernehmen.

Folge des Umbaus: Laut Tengelmann sollen die meisten der derzeit 250 Arbeitsplätze in der Zentrale wegfallen. Nach Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens werden höchstens 30 bis 40 übrigbleiben. Es gibt eine Jobgarantie für neun Monate. Für die Zeit danach sollen „gemeinsam mit den Arbeitnehmergremien faire und transparente Regelungen für die betroffenen Mitarbeiter erarbeitet“ werden. Der Abbau soll möglichst sozialverträglich erfolgen. Die Maßnahmen seien „sehr bedauerlich, aber mit Blick auf Aufgaben und Dimension der Holding leider nicht zu vermeiden“. Zu den Aufgaben, die Tengelmann an die Beteiligungsgesellschaften abgeben will, gehören solche aus den Bereichen IT, Buchhaltung und Controlling. Auch die Instandhaltung sollen die Firmen selbst schultern.

Kaiser’s ist in den vergangenen Jahren geschrumpft – unter anderem durch den Verkauf der Supermarktkette Kaiser’sTengelmann zum Jahreswechsel 2016/17. Das spielt beim Umbau eine Rolle.Zudem fallen Dienstleistungen für die Zentrale an der Wissollstraße in Mülheim weg, die Tengelmann aufgeben will. Was aus dem mehr als 122.000 Quadratmeter großen Gelände wird, auf dem seit 107 Jahren die Konzernzentrale steht, ist noch offen. Dabei seien alle Optionen denkbar, sagte ein Sprecher. Also ein (Teil-)Verkauf ebenso wie eine Vermietung von Flächen. Tengelmann will gemeinsam mit der Stadt Mülheim ein Nutzungskonzept für das Areal entwickeln.

Die Führung der neuen Holding wird Tengelmann-Chef Christian Haub übernehmen. Er steht an der Konzernspitze, seitdem sein Bruder Karl Erivan im vergangenen Jahr von einer Skitour in den Alpen nicht zurückkehrte. Die Suche nach dem ehemaligen Konzernchef ist im Herbst 2018 eingestellt worden. Zur Führungsspitze sollen neben Christian Haub Ágnes Faragó als Finanzchefin und Andreas Guldin als Strategievorstand gehören.

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