Bonn Telekom will von Video-Anbietern Leitungsgebühr

Bonn · Im September startet hierzulande der US-Dienst Netflix. Die Telekom erwartet von ihm und Google Geld für die Netze.

In wenigen Wochen wird die bekannte US-Online-Videothek Netflix ihre Serien und Filme auch in Deutschland anbieten. Deshalb will die Deutsche Telekom künftig von Online-Konzernen deutlich mehr Geld für die Durchleitung von Inhalten zum Endkunden fordern. "Aktuell erhalten wir von Internet-anbietern nicht einmal 60 Millionen Euro für die Durchleitung von Filmen und anderen Inhalten, obwohl wir pro Jahr rund vier Milliarden Euro in die Netze investieren", erklärt ein Manager, "da brauchen wir eine neue Balance."

Dabei will die Telekom die höheren Durchleitungsgebühren auf drei Wegen durchsetzen. Erstens verweist sie gegenüber Online-Giganten wie Netflix und erst recht Google (inklusive des Videodienstes Youtube) grundsätzlich darauf, dass sich bis 2018 die Menge an durchgeleiteten Daten bei den Telefonnetzen verdoppeln wird. Hauptgrund dafür ist der zunehmende Datenstrom aus der Nutzung von Videos und Filmen im Netz - die Milliardeninvestitionen dafür kann und will die Telekom nicht alleine finanzieren.

Um die Onlinekonzerne zum Zahlen zu locken, will die Telekom allerdings eine bestimmte Netzqualität garantieren. Dies macht sie bereits intern für ihren eigenen TV-Dienst "Entertain". Ähnliche Quality-of-Service-Zusagen soll es auch für externe Firmen geben.

So wird in Berlin getestet, dass von einem Krankenwagen aus ein CT-Bild eines Patienten direkt per Mobilfunk in die Klinik geschickt wird. Das hilft, einen Schlaganfall sofort zu erkennen. "Solche Datenmengen müssen bevorzugt gegenüber Videos übertragen werden", heisst es bei der Telekom, "denn es geht um Leben und Tod."

Drittens will die Telekom höhere Durchleitungsgebühren von den Unternehmen indirekt über andere Tarife bei Privatkunden durchsetzen.

Weil es bei DSL-Anschlüssen statt der echten Flatrates bevorzugt Volumenpakete geben wird, müssen künftig viele Familien entscheiden, ob sie einen Aufpreis für eine echte Flatrate zahlen, oder ob sie Angebote nutzen, bei denen der Lieferant die Durchleitung zum Kunden bezahlt. Die Telekom selbst führt dieses Modell bereits bei "Entertain" ein. Sie kündigte an, bei der künftigen Berechnung von "verbrauchten" Daten die Durchleitung von TV und Videos von "Entertain" nicht zu berücksichtigen, da dies mit dem Abo bereits bezahlt sei.

Die große Frage ist, ob Google, und Co. bereit sind, sich ernsthaft an der Aufrüstung der Netze zu beteiligen. Dabei setzt die Telekom auf ihre Marktmacht: Als entscheidender Anbieter in Deutschland und Osteuropa kämen die Online-Giganten an den Bonnern nicht vorbei - also werde man sich einigen.

(rky)
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