Schuldenabbau Telekom verkauft Funkturmsparte für 10,7 Milliarden Euro

Bonn · Die Telekom braucht Geld, bleibt aber Juniorpartner der ausgegründeten Funkturmfirma. Der nun unabhängige Ableger könnte sich dem Düsseldorfer Vodafone Ableger Vantage annähern.

 Telekom-Chef Tim Höttges muss Schulden abbauen.

Telekom-Chef Tim Höttges muss Schulden abbauen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Düsseldorf/Bonn Nachdem Vodafone im März 2021 seine aus Düsseldorf gemanagte Funkturmsparte Vantage Towers abspaltete und an die Börse brachte, folgt die Deutsche Telekom. Der größte deutsche Telefonkonzern verkaufte seine Funkturmsparte GD Towers an zwie Investoren aus den USA und Kanada, die gemeinsam 51 Prozent der Anteile erhalten. Der Gesamtwert des Ablegers wurde auf 17,5 Milliarden Euro festgelegt, die Telekom erhält von den zwei Käufern 10,7 Milliarden Euro. Dieses Geld will sie nutzen, um ihren bei mehr als 130 Milliarden Euro liegenden Schuldenberg abzutragen. Das ist wichtig gerade angesichts steigender Zinsen an den Kapitalmärkten auch für Unternehmensanleihen. Außerdem braucht die Telekom Geld, um die Mehrheit an ihrem sehr erfolgreichem US-Ableger T-Mobile USA zu erwerben, der schnell wächst und an der Börse 170 Milliarden Euro wert ist.

Trotz des Deals rutschte die Aktie der Telekom um 2,3 Prozent nach unten, die Anleger hatten offensichtlich einen noch besseren Verkaufspreis erhofft.

Telekom-Chef Tim Höttges gab sich zufrieden mit dem Geschäft: „„Wir machen den Wert unseres Funkturmgeschäfts sichtbar und schaffen damit Wert für unsere Aktionäre“, bilanzierte der Betriebswirt aus Solingen. Dabei hatte die Telekom mehrere Bieter gegeneinander ausgespielt, erst am Ende erhielten die zwei Nordamerikaner den Zuschlag.„Es war keine einfache Entscheidung“, sagte Höttges. Doch habe sich die Telekom in dem Deal einen bedeutenden Minderheitsanteil, eine mögliche Rückkaufoption für das Geschäft und umfassende Mitspracherechte gesichert.

Mit rund 800 Beschäftigten betreibt GD Towers Funktürme an mehr als 40.000 Standorten in Deutschland und Österreich. Die Firma erzielte 2021 einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro, der bereinigte operative Ertrag lag bei rund 640 Millionen Euro. Die restlichen 49 Prozent verbleiben bei der Telekom.

Höttges sagte, man habe auch einen Zusammenschluss mit Vantage Towers geprüft. Doch weil die Kartellbehörden sich eine solche Fusion sehr genau angeschaut hätten, hätte man erst einmal Abstand genommen von einer solchen Entscheidung. Höttges sagte, man hätte nicht ein Jahr lang auf eine Entscheidung der Kartellbehörden warten können, der Druck die Schulden abzubauen, ist eben groß.

Hierzulande ist die Telekom Marktführer im Mobilfunk, Vodafone ist die Nummer Zwei.

Höttges schließt nun nicht aus, dass es doch noch zu einem Deal mit Vantage kommt. Die zwei Investoren an GD Towers haben Höttges zufolge „tiefe Taschen“: „Wir haben jetzt potente Partner, mit denen wir über eine weitere Konsolidierung nachdenken können“, sagte er. Vantage Towers arbeite etwa sehr professionell - und eine weitere Konsolidierung in Deutschland würde Vorteile bringen.Vantage Towers ist aktuell 14 Milliarden Euro wert an der Börse, rund 15 Prozent mehr als im  Frühjahr 2021 beim Börsengang.

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