Bonn Telekom steigert Gewinn um ein Drittel

Bonn · Den USA-Ableger wird Vorstandschef Tim Höttges vorerst nicht los, er legt aber gute Zahlen vor. Dem Konkurrenten Vodafone wirft der Manager vor, die Preise am Markt zu verderben.

Die Deutsche Telekom geht davon aus, dass sie ihren großen USA-Ableger vorerst nicht verkaufen kann. "Uns liegt aktuell kein Angebot vor", erklärte gestern Vorstandschef Tim Höttges bei der Vorlage der Quartalszahlen. Allerdings fordert er, dass die US-Regulierungsbehörde FCC künftig kleinere Anbieter wie T-Mobile US und Sprint bei der Vergabe von Funklizenzen bevorzugt, nachdem die FCC nun faktisch verhindert hat, dass T-Mobile US an die etwas größere Sprint verkauft wird. "Wenn der US-Regulierer vier starke Wettbewerber haben will, brauchen wir eine andere Regulierung", fordert Höttges.

Dabei legte die Telekom insgesamt akzeptable Zahlen vor. Der Konzernüberschuss im zweiten Quartal stieg um 34 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro, während der Umsatz mit 15,1 Milliarden Euro praktisch gleich blieb. In Deutschland ging der Umsatz trotz sinkender Preise und harter Regulierung nur um 1,8 Prozent zurück. Und beim besonders umkämpften Mobilfunk hierzulande sank der Umsatz der Bonner gerade um 0,3 Prozent, wogegen alle anderen Wettbewerber mehr verloren - die Düsseldorfer Vodafone sogar 5,5 Prozent. In Richtung des bisher wichtigsten Wettbewerbers hierzulande sprach Höttges auch die Warnung aus, den zunehmenden Rückstand nicht überwiegend mit Billigpreisen aufholen zu wollen: "Mich verwundert, dass Vodafone die Antwort vorwiegend über den Preis kennt."

Positiv findet Höttges dagegen, dass die Düsseldorfer E-Plus nun von der Münchener O2 übernommen wird, wodurch bei der Kundenzahl - nicht beim Umsatz - ja sogar ein neuer Marktführer entsteht. "Es ist gut, wenn der Wettbewerb mehr über die Qualität der Infrastruktur statt über den Preis ausgetragen wird." Zur Einordnung: Die Telekom hat in Deutschland 39,3 Millionen Kunden, Vodafone 32 Millionen und E-Plus gemeinsam mit O2 45 Millionen.

Für weiteres Wachstum setzt die Telekom auf gigantische Investitionen. Neun Milliarden Euro will der Konzern in diesem Jahr in neue Netze stecken, eines der höchsten Investitionsbudgets eines Unternehmens in Deutschland und Europa.

Zum Festnetz: 40 Prozent der deutschen Haushalte können bereits einen besonders schnellen VDSL-Anschluss für Internet buchen - in zwei Jahren sollen es 27 Millionen Anschlüsse (65 Prozent der Haushalte) sein. Die Zahl der volldigitalisierten Festnetzanschlüsse in Deutschland hat sich in einem Jahr von 1,5 Millionen auf 3,2 Millionen erhöht - in vier Jahren sollen alle Anschlüsse aufgerüstet sein. Dann können die Kunden in Sekunden ihren Tarif ändern und digitale Dienste wie Online-TV oder digitale Heizungssteuerung einfacher nutzen - bereits jetzt haben 2,3 Millionen Kunden "Entertain" als TV-Angebot der Telekom gebucht.

Auf Technik setzt der Konzern auch beim Mobilfunk. Mit der neuen Mobilfunktechnik LTE versorge die Telekom bereits 85 Prozent der Bevölkerung bis in die Wohnung hinein, erklärte Höttges, bereits 4,3 Millionen Kunden hätten ein solch superschnelles Mobilfunkgerät gekauft - kein Wettbewerber kommt mit.

Und trotz des aktuellen Rückschlages beim Verkauf der USA-Tochter setzt Höttges gerade auf der anderen Seite des Atlantiks auf Expansion. Immerhin hat T-Mobile US Ende Juni erstmals die Zahl von 50 Millionen Kunden übersprungen und hat nun knapp zehn Millionen Kunden mehr als T-Mobile in Deutschland. Dabei stieg in den USA die Kundenzahl in nur einem Jahr um 6,5 Millionen. Die Umsätze stiegen dank aggressiven Marketings um fünf Prozent - mehr als bei jedem Wettbewerber.

Wie geht es nun in den USA weiter? Legt T-Mobile US weiter zu, könnte die Firma schon bald Sprint mit aktuell 54 Millionen Kunden überflügeln. Doch die beiden Giganten AT&T und Verizon haben jeweils mehr als 100 Millionen Kunden. Einem Verkauf an den französischen Konzern Iliad erteilte Höttges gestern erst einmal eine Absage - jetzt will er neue Kooperationspartner finden, um die Milliardeninvestitionen zu finanzieren.

(RP)
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