Bonn Telekom schafft echte Flatrates ab
Bonn · Wer massenhaft Videos schaut, zahlt mehr. Altverträge sind nicht betroffen.
Kunden der Telekom, die heranwachsende Kinder haben oder die selber sehr viele Filme im Internet laden, sollten vor dem 2. Mai ihren DSL-Vertrag anschauen: In Verträgen ab diesem Tag behält sich die Telekom das Recht vor, das Übertragungstempo auf lahme 384 Kilobit/Sekunde herunterzufahren, wenn Kunden ein bestimmtes Datenvolumen überschreiten. Danach haben Kunden mit einem gebuchten Übertragungstempo von bis zu 16 Megabit/Sekunde nur noch ein garantiertes Inklusivvolumen von 75 Gigabyte. Wer 50 Megabit/Tempo gebucht hat, kann 200 Gigabyte pro Monat herunterladen – wer mehr will, muss einen Aufschlag zahlen.
Die Telekom nutzt die neuen Tarife, um sich beim Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen: Denn das Durchleiten des hauseigenen TV- und Filmdienstes "Entertain" wird nicht auf das "verbrauchte" Datenvolumen angerechnet. Daten für das Schauen der Videodienste "Youtube" (Google), iTunes (Apple), Maxdome oder der ZDF-Mediathek zählen dagegen voll.
Die Frage ist, wie viele Kunden von den Obergrenzen betroffen sein werden. Mit 75 Gigabyte lassen sich laut Telekom zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme plus 60 Stunden Internetradio plus 16 Stunden Online-Gaming nutzen. Laut Telekom nutzt ein Kunde im Schnitt 15 bis 20 Gigabyte Daten pro Monat, mehr als 75 Gigabyte brauchen höchstens fünf Prozent.
Je stärker aber Videos und Filme im Internet in Mode kommen, umso mehr wächst der Datenhunger. Die Telekom prognostiziert bis 2016 eine Vervierfachung. Rein logisch würden dann die meisten Haushalte an die 75-Gigabyte-Grenze stoßen – also für höheres Datenvolumen einen Aufschlag zahlen müssen. Aber irgendwie muss die Telekom ja die Milliardenausgaben für schnellere Netze hereinbekommen.
Erst einmal haben die Kunden Glück: Vodafone und der Kölner Kabel-TV-Anbieter Unitymedia erklären gegenüber unserer Zeitung, dass sie vorerst keine Volumengrenzen planen. Und die Telekom gibt den Kunden eine Gnadenfrist: Bis 2016 will der Konzern das neue Recht auf Herunterdrosseln erst einmal nicht nutzen – noch sind die Netze ja nicht überlastet.