Bonn/Düsseldorf Telekom hat in Großstädten die Marktführung verloren

Bonn/Düsseldorf · Der Ex-Monopolist Deutsche Telekom ist mittlerweile in keiner größeren Stadt Deutschlands wichtigster Anbieter im Festnetz. Diese Bilanz knapp 20 Jahre nach Beginn der Liberalisierung im deutschen Telefonmarkt zog Vorstandschef Tim Höttges vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf. Diese Entwicklung bestätige, dass es falsch sei, die Telekom als einzigen Anbieter weiter hart zu regulieren.

Für die Zukunft forderte Höttges, dass die Kabelnetz-Firmen ihre Netze ebenso für die Nutzung durch Wettbewerber freigeben müssen wie die Telekom. Dann könnten die Bonner in den Städten vom besonders schnellen Übertragungstempo wie bei Unitymedia profitieren. Wenn der Staat wolle, dass die Telekom ernsthaft in superschnelle Glasfaseranschlüsse bis in Privathäuser investiere, müsse es dafür eine weniger harte Regulierung als bisher geben "Es kann nicht sein, dass wir bis zu 2000 Euro pro Anschluss investieren und Vodafone dann unsere Glasfaser günstig einkauft und vermarktet. Das wäre wirtschaftliches Harakiri."

Höttges kritisierte, dass in Europa Fusionen zwischen den vielen national zersplitterten Telefonunternehmen sehr schwierig seien. Die USA hätten es dagegen geschafft, in der Telekommunikation einen einheitlichen Markt für 330 Millionen Bürger zu schaffen, in dem nur vier Mobilfunker landesweit aktiv sind.

Einen Kommentar verweigerte der aus Solingen kommende Manager auf die Frage, ob der sehr erfolgreiche Telekom-Ableger T-Mobile USA den Wettbewerber Sprint übernehmen solle. Allerdings sagte Höttges, dass die Republikaner Fusionen im Telefonmarkt in der Vergangenheit eher unterstützt hätten als die Demokraten. Das kann man so interpretieren, dass die Telekom grundsätzlich anpeilt, dass T-Mobile USA als dortiger Branchendritter den Branchenvierten Sprint übernimmt. Allerdings gelten neuerdings auch zwei Kabel-TV-Firmen als mögliche Partner für die amerikanische Telekom-Tochter.

Höttges selbst sagte, Festnetz und Mobilfunk würden immer mehr zusammenwachsen: "Die Kunden wollen, wo immer möglich, eine optimale Versorgung. Da unterstützen sich die Technologien untereinander."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort