Bonn Telekom fordert von Vielsurfern zehn bis 20 Euro mehr

Bonn · Deutschlands führender Telefonkonzern möchte die Limits für DSL-Nutzer konsequent durchsetzen. Die Aktie zieht kräftig an.

Bestimmte Kundengruppen sollen mehr zahlen, künftige Investitionen werden sich möglicherweise besser lohnen: So präsentierte sich die Deutsche Telekom gestern bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen. Und Vorstandschef René Obermann erläuterte so klar wie nie zuvor, was die Telekom mit den Volumengrenzen bei DSL-Tarifen anpeilt: Vielsurfer sollen ab 2016 zehn bis 20 Euro mehr pro Monat zahlen. Fast schon als Lob entwickelte sich die T-Aktie mit einem Sprung von 4,6 Prozent hervorragend.

Dabei betonte Obermann, dass die endgültigen Aufpreise für Vielsurfer noch nicht feststehen – er kalkuliere "aus heutiger Sicht." Es ginge dem Konzern darum, die geplanten rund sechs Milliarden Euro für die weitere Aufrüstung des deutschen Festnetzes zu finanzieren. Und die neue Obergrenze für einfache DSL-Verträge von 75 Gigabyte Datenvolumen im Monat würde nach jetzigen Zahlen rund "97 Prozent der Kunden" nicht treffen.

Tatsächlich zeigt der angepeilte Aufschlag von bis zu 20 Euro, wohin der Konzern die Kunden bringen will: Sie sollen sich für Verträge mit einem höheren Übertragungstempo und damit einer höheren Grundgebühr entscheiden. Denn die künftig geltenden DSL-Regeln legen ja fest, dass Kunden mit einem gebuchten Internettempo von 50 Megabit pro Sekunde 300 Gigabyte an freiem Datenvolumen im Monat haben. Dies wären im Monat mehr als 100 HD-Filme – es ist für Kunden also fast unmöglich, dieses Limit zu überspringen. Wegen des Booms von Video-Filmen via Internet könnten dagegen in Wahrheit doch relativ viele Kunden schon bald mehr als 75 Gigabyte im Monat "verbrauchen."

Ein Blick auf die DSL-Tarife der Telekom beweist, dass anspruchsvolle Kunden ab 2016 wohl besser beraten sind, einen sehr schnellen DSL-Anschluss zu buchen anstatt spezielle Aufschläge für hohes Datenvolumen zu zahlen: So kostet ein 50 Megabit schneller Anschluss inklusive Telefonflatrate 39,95 Euro im Monat, ein einfacher DSL-Anschluss 29,95 Euro im Monat.

Wie sehr der Konzern in Richtung höherwertige Dienste geht, zeigen zwei Details: Schon eine Million Kunden wurden in Deutschland mit Glasfaser angeschlossen – das sind 400 000 mehr als vor einem Jahr. Jeder sechste DSL-Kunde hat den TV- und Videodienst "Entertain" gebucht – es sind zwei Millionen.

Doch es sind keineswegs nur die neuen Aussichten im Festnetz, die die Aktie hochtreiben. Obermann und Finanzvorstand Timotheus Höttges berichteten von einem gut laufenden Mobilfunkgeschäft in Deutschland. Die Zahl der Kunden wuchs um 441 000 Kunden.

Außerdem konnte das Duo endlich gute Nachrichten über das US-Geschäft verkünden. Die Fusion von T-Mobile USA mit einem kleineren Wettbewerber darf bekanntlich vollzogen werden. Weil die Telekom nun in den USA auch das iPhone verkaufen darf, stieg erstmals seit vier Jahren die Kundenzahl unter eigener Marke in Amerika. Obermann sagte, wie es nun weitergeht: "Wir können jetzt endlich in den USA mit der nötigen Schlagkraft angreifen."

Sein Freund Höttges ist zufrieden – spätestens Ende des Jahres wird er ja neuer Vorstandschef.

(RP)
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