Brüssel Telekom-Branche droht im EU-Streit mit höheren Gebühren

Brüssel · Heute will EU-Kommissarin Neelie Kroes erklären, wie sie die Mobilfunker zur Abschaffung der Roaming-Gebühren zwingen will. Die Konzerne sollen stattdessen eine EU-weite Flatrate anbieten. Tun sie dies nicht, müssen sie Kunden für die Dauer eines Auslandsaufenthaltes anbieten, in einen Kurzzeitvertrag mit einem dortigen Handy-Anbieter zu wechseln. Die EU setzt darauf, dass diese Kurzzeitverträge für die Anbieter so unattraktiv sind, dass sie stattdessen lieber auf die Roaming-Gebühren verzichten. Das Ganze soll bis Juli 2016 eingeführt werden. Derzeit darf ein Anruf aus dem europäischen Ausland maximal 24 Cent kosten (plus Mehrwertsteuer). Das Versenden einer SMS darf acht Cent kosten.

Die Konzerne kritisieren die Pläne, damit würden ihnen Mittel für den Netzausbau entzogen. Kroes winkt ab: Die Gewinne aus dem Roaming machten nur fünf Prozent der Konzern-Gewinne aus. Die Roaming-Gebühren betrügen das Tausendfache der Kosten, die den Mobilfunk-Anbietern entstehen.

Der Branchen-Verband Bitkom warnt jedoch: "Die Abschaffung der Roaminggebühren würde zwangsläufig dazu führen, dass die Preise für Inlandstelefonate und mobile Internetnutzung steigen." Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sieht diese Gefahr ebenfalls: "Vor solchen Überlegungen kann ich die Telefonkonzerne nur warnen." Es müsse unterm Strich für den Verbraucher wirklich günstiger werden.

Kroes will auch erreichen, dass Gratis-Dienste wie Skype (Internet-Telefonie) oder Whatsapp (SMS) künftig nicht mehr von Mobilfunkern blockiert oder behindert werden. Auch sollen innereuropäische Gespräche im Festnetz nicht teurer sein als Inlands-Ferngespräche.

(RP)
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