Manager-Bespitzelung Telekom: Aufsichtsrat fordert schnelle Aufklärung

Bonn (RPO). Der Vorwurf der Bespitzelung von Managern und Kontrolleuren belastet den Deutsche-Telekom-Konzern schwer. Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Lothar Schröder, forderte eine schnelle Aufklärung der Affäre. "Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre das eine gewaltige Dimension", sagte das ver.di-Bundesvorstandsmitglied.

Laut dem Nachrichtenmagazin hat eine Berliner Beratungsfirma die Datensätze zu den Verbindungen ausgewertet und mit den Telefonnummern von Journalisten abgeglichen. In einem Fax der Beratungsfirma habe es geheißen, das Ziel der Bespitzelungen sei die "Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtenden Journalisten und deren private Kontaktpersonen".

Nach Angaben der Telekom wurden jedoch keine Gespräche abgehört. Bei den missbräuchlich genutzten Verbindungsdaten habe es sich um Angaben zu Uhrzeit, Länge und Teilnehmern von Gesprächen gehandelt. "Ich bin über die Vorwürfe zutiefst erschüttert. Wir nehmen den Vorgang sehr ernst", sagte Obermann. Zusätzlich zur Staatsanwaltschaft untersuche auf Wunsch des Vorstandes und Aufsichtsrates eine Kölner Anwaltskanzlei die Vorfälle.

Im Sommer 2007 sei das Unternehmen aufgrund interner Hinweise einem Einzelfall nachgegangen und habe diesen Vorfall aufklären können, teilte der Bonner Konzern mit. Als Konsequenz daraus sei es zu weitreichenden personellen und organisatorischen Veränderungen in der Konzernabteilung Sicherheit gekommen. Die Abteilung sei komplett umgebaut und mit neuen Kontrollmechanismen ausgestattet worden. Der ehemalige Ministerialdirektor Reinhard Rupprecht sei noch 2007 als Sicherheitsbevollmächtigter eingesetzt worden, erklärte Obermann, der seit November 2006 an der Telekom-Spitze steht.

Am 28. April dieses Jahres kamen dann laut Telekom-Vorstand "neue, wesentlich umfangreichere und noch gewichtigere Vorwürfe" auf. Daraufhin erstattete der Konzern Anzeige.

"Mit unserem Vorgehen wollen wir höchstmögliche Transparenz erreichen und der Strafjustiz ermöglichen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", erklärte Obermann. Im Interesse der staatsanwaltlichen Prüfung könne sich das Unternehmen derzeit nicht weiter zu Details äußern.

Die Bonner Staatsanwaltschaft prüft nun die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. "Derzeit wird das umfangreiche Material ausgewertet, das uns die Telekom übergeben hat", sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel am Samstag auf ddp-Anfrage. Voraussichtlich in der kommenden Woche falle die Entscheidung, ob Ermittlungen aufgrund einer gesetzeswidrigen Verletzung des Post- oder Fernmeldegeheimnisses eingeleitet werden.

(afp)
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