Düsseldorf/Hamburg Telefonfirma 010040 droht Kunden mit Klagen

Düsseldorf/Hamburg · Staatsanwälte in Hamburg ermitteln weiter gegen die Firma. Ein Anwalt und die Verbraucherzentrale raten zu Zahlungsverweigerung.

Der Streit um die extrem hohen Rechnungen der Telefonfirma 010040 gewinnt neue Brisanz. Eine Reihe von Kunden erhielt nach Informationen unserer Zeitung neue Mahnbriefe des Hamburger Unternehmens, in denen die zügige Bezahlung ausstehender Rechnungen für die Nutzung der Sparvorwahl 010040 verlangt wird – einigen wurde Ende Januar als letzte Frist gesetzt. Sonst würde ein Anwalt das Geld eintreiben und die Kosten dafür müssten die Kunden zahlen.

Sowohl die Verbraucherzentrale NRW als auch der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter raten den betroffenen Kunden, weiterhin nicht zu zahlen. "Die plötzliche Preiserhöhung im vergangenen Juli von 1000 Prozent von einem Tag auf den anderen war so extrem, dass wir sie für Wucher halten", sagt Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Sein Rat: "Kunden müssen jetzt die Nerven behalten." Ähnlich sieht das Anwalt Reiter: "Die Kunden sollten sich nicht einschüchtern lassen und jeder Forderung formal widersprechen. Ein echtes Verfahren vor Gericht würde für die Firma 010040 auch sehr teuer."

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg nun bereits seit mehr als zwei Monaten gegen die Firma 010040 ermittelt. Betroffene hatten Strafanzeige gestellt.

Die Staatsanwälte untersuchen die Preiserhöhung im vergangenen Juli so genau, dass sie von der Kriminalpolizei ermitteln lassen, welcher Manager im vergangenen Sommer nun wirklich die 010040-Firma führte – möglicherweise wurde ein "Strohmann" zur Verdeckung der wahren Verantwortlichkeiten eingeschaltet. Dies lässt darauf schließen, dass eine Anklage wegen Betruges und/oder Wucher tatsächlich ernsthaft diskutiert wird – sonst hätte man das Verfahren schon einstellen können.

Zum Hintergrund: Am 2. Juli erhöhte die bis dahin relativ günstige 010040 den Preis für eine Minute Ferngespräch von knapp zwei Cent auf 1,99 Euro. Ende Oktober erhielten Tausende Haushalte über die Telekom Rechnungen von manchmal einigen hundert Euro, gegen die sehr viele Haushalte Einspruch einlegten.

Zumindest gegenüber einer Frau verzichtete die 010040 bereits auf die Zahlung, nachdem ein Bekannter der Kundin den Chef der 010040 sogar zu Hause angerufen hatte. Man wolle "aus Gründen der Kulanz (...) die Forderung nicht weiterverfolgen", schreibt die 010040-Firma an die Kundin.

(RP)
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